Allgemeine Grundlagen
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Allgemeine Grundlagen
Wichtige Grundlagen Es gibt in Japan zahllose Regeln für das richtige Benehmen miteinander und das schließt nicht nur das Verhalten, sondern auch die Sprachformen mit ein. Wichtig hierbei sind das Verhältnis von Alt und Jung, Vorgesetzten und Untergebenen, Lehrern und Schülern, Gruppenmitgliedern und Außenseitern sowie den Geschlechtern. Auch spielt das Verhältnis der Japaner zu Ausländern eine wichtige Rolle, da die Ganzheit der Japaner die größte Gruppe (uchi, innen) darstellt, in der der Ausländer zwangsläufig Außenseiter (soto, außen) ist. Wichtiges zur Kommunikation Die Japaner benutzen das Wort "Ja" (hai) nicht wie im Deutschen, da es bei ihnen keine konkrete Zustimmung ist. So heißt es in etwa "Ja, ich hab sie verstanden". Ebenso benutzen sie auch kein direktes "Nein", wobei es dieses Wort im japanischen gibt, aber eigentlich nur sehr selten benutzt wird. Wenn sie etwas ablehnen zeigen sie es zum Beispiel durch ihre Körpersprache, oder durch eine negative Einstellung zum Thema. Kritik wird indirekt vorgebracht, damit der Kritisierte sein Gesicht wahren kann. In Japan gibt man sich keineswegs die Hände, stattdessen verbeugt man sich und das nicht nur zur Begrüßung, sondern auch zum Dank oder zum Entschuldigen. Wobei diese Verbeugung je nach Rang, Geschlecht oder gesellschaftlichem Kontext eine andere Form hat. Weiterhin ist auch das Alter, Geschlecht und ob man der Gastgeber oder der Gast ist ein entscheidender Punkt. Die Männer haben die Arme bei der Verbeugung seitlich am Körper angelegt und die Frauen legen sie auf dem Schoß zu einem Dreieck zusammen. Je tiefer man sich verbeugt, desto höher ist das Ansehen beziehungsweise die Stellung des Gegenübers. Wichtig hierbei wären noch die Visitenkarten die auf jeden Fall mit beiden Händen überreicht werden sollten, damit der Text auf ihnen gut lesbar ist. Ebenso sollten sie immer gleich gelesen und erst weggesteckt werden wenn der Gesprächspartner nicht mehr sehen kann was man selbst tut. Einfach aus reiner Höflichkeit und Respekt dem anderen gegenüber. Grundregeln der Verbeugung: Jüngere vor den Älteren Frauen vor den Männern Schüler vor Lehrern Gastgeber vor Gästen Verkäufer vor Käufern (Käufer verbeugen sich gar nicht, bestenfalls nicken sie) Schuldner vor Gläubigern Eine 5°-Verbeugung ist für neutrale Handlungen; eine 15°-Verbeugung ist für die höflichere Handlung; eine 30°-Verbeugung ist für eine Bitte oder tiefste Entschuldigung. • Allgemeines ~ Blickkontakt wird üblicherweise genauso wie der Handschlag gemieden, da die Verbeugung als Begrüßung gilt. ~ Wenn man als Gast bei jemandem zu Besuch ist sollte man immer eine kleine Aufmerksamkeit bei sich haben. Zum Beispiel kulinarische Leckereien oder Knabbereien und wenn man aus dem Ausland stammt, dann ein Mitbringsel aus der Heimat. Damit fährt man immer am besten. ~ Trinkgeld ist ebenso unüblich und kann, wenn man es jemandem unbedingt geben möchte, sogar als Beleidigung aufgefasst werden. ~ Die Gemeinschaft wird in Japan äußerst groß geschrieben, weswegen ihnen Individualismus eher suspekt ist. Jeder Japaner hat seine Position in der großen Hierarchie und das Ziel ist es diese Position bestmöglich auszufüllen. ~ Erziehung geschieht in Japan auch auf ganz eigener Ebene. Benimmt sich ein japanisches Kind unartig, tun die Eltern oft so als würde sie es nicht bemerken. Sie schenken ihrem Kind also keinerlei Aufmerksamkeit. Will es diese wieder zurück erlangen muss es sich erst artig benehmen. Sinnbild für dieses verhalten sind die berühmten drei Affen von Nikkō: mizaru = nichts (Böses) sehen kikazaru = nichts (Böses) hören iwazaru = nichts (Böses) reden ~ Hinzu kommt ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zwischen Müttern und Kindern, genannt Amae. • Hygiene ~ Man sollte es vermeiden sich in der Öffentlichkeit die Nase zu putzen und den Nasenschleim stattdessen hochziehen. Ersteres wird als unhöflich erachtet, sodass man dafür lieber in die nächste öffentliche Toilette verschwinden sollte. • Benehmen in einem Restaurant ~ Die Schuhe zieht man sowohl in den Wohnungen und Häusern, als auch in Restaurants immer aus und stellt sie so das man beim gehen ohne Probleme schnell wieder hineinschlüpfen kann. Sollte man zur Toilette müssen oder in den Garten so stehen dafür immer extra Schuhe oder Pantoffeln bereit. ~ In Japan sitzt man sehr häufig auf dem Boden, wobei man die Beine nicht übereinander schlägt um den anderen Gästen nicht die Fußsohlen zu zeigen, denn das ist sehr unhöflich. ~ Essen ist in Japan zwar wichtig, aber man sollte nicht im gehen auf offener Straße essen, sondern sich dafür irgendwo hinsetzen. - Die Getränke werden ausschließlich vom Gastgeber eingeschenkt und man sollte nie sein Glas selbst füllen. Sollte der Gast keinen Durst mehr haben so lässt er einfach einen kleinen Schluck im Glas und der Gastgeber weiß sofort bescheid, denn ein leeres Glas bedeutet stets das der Durst des Gastes noch nicht gestillt ist. ~ Jeder muss für das Sushi ein eigenes Schälchen für die Sojasauce haben, da niemals zwei Personen ein und dasselbe zum tunken benutzen. Ebenso ist es üblich die Sauce mit dem Wasabi zu vermengen, wobei es auch in Ordnung ist wenn man das Wasabi separat auf das Sushi tut. ~ Sollte man sich mit Personen eine Platte mit Leckereien teilen, so nimmt man diese mit dem umgedrehten Ende der Stäbchen auf und nicht mit der Seite von der gegessen wird. ~ Da Tod und Leben im Alltag akribisch voneinander getrennt werden, ist es mehr als unhöflich seine Essstäbchen in eine mit Reis gefüllten Schale zu stecken. Die Assoziation zu der länglicheren Variante der Essstäbchen, welche dazu verwendet werden die Knochen aus der Asche des Verstorbenen in die Urne zu füllen, liegt zu nahe. ~ Wenn man das Essen beendet hat werden die Stäbchen parallel zueinander auf den Teller gelegt oder - und das ist im Restaurant am besten - man steckt sie bis auf 2-3 cm zurück in die Papierhülle, deren Ende man umfaltet. Dadurch ist leicht erkennbar das die Stäbchen bereits benutzt worden sind. ~ Männer dürfen in der Öffentlichkeit gemäßigt Suppe schlürfen. • Öffentlichkeit ~ In einigen Bezirken ist es in der Öffentlichkeit verboten zu rauchen, darauf weisen aufgemalte Verbotsschilder auf den Gehwegen hin. Sollte man sich daran nicht halten, so wird das mit einer Geldstrafe bestraft. ~ Das Essen im gehen auf der Straße gilt als unverschämt und wer dies tut gilt als Gaijin, jemand der keine Manieren besitzt. ~ Abgesehen von ein paar Ausnahmen ist es unüblich in der Öffentlichkeit Händchen zu halten, Arm in Arm zu laufen oder ähnliches. Auf Körperkontakt wird daher im Alltag weitestgehend verzichtet, jedoch sieht man inzwischen gelegentlich Jugendliche, die sich über diese Regel hinwegsetzen. ~ Küssen in der Öffentlichkeit ist jedoch verpönt und findet nicht statt. • Im Verkehr ~ In Bussen und U-Bahnen haben einige Sitze eine andere Farbe. Sie sind für ältere Menschen reserviert. ~ Es ist verpönt in öffentlichen Verkehrsmitteln zu telefonieren, SMS versenden ist hingegen verbreitet und akzeptiert. • Geschenke ~ Geschenke werden manchmal nicht in der Gegenwart des Schenkenden ausgepackt. Das bewahrt beide Seiten vor einem Gesichtsverlust bei Überraschung und Enttäuschung. ~ Ein Geschenk verlangt immer ein Gegengeschenk, das allerdings – logisch nachvollziehbar – von geringerem Wert sein sollte. Ausnahmen bilden hier Dankesgeschenke, da die Gegenleistung ja schon erbracht worden ist. ~ Geld wird nicht unverhüllt geschenkt, da das als plump gilt. Aus dem Grund sind in Schreibwarenläden spezielle Umschläge für Geldgeschenke zu erwerben. ~ Die Verpackung der Geschenke ist oft genau so wichtig wie der Inhalt. Aus diesem Grund haben die Japaner auch die Kunst des Verpackens auf einem hohen Niveau entwickelt. Ein schönes Beispiel hierfür sind japanische Tücher, Furoshiki. Generell gibt es auch ein paar Tabus auf die Japaner beim Schenken achten: - Vier Gegenstände: die Ziffer „vier“ (shi 四) ist gleichlautend mit dem Wort „Tod“ (shi 死) - Weiße Taschentücher weisen auf Trauer hin - Weiße Blumen gibt es nur für Beerdigungen - Scheren und Messer weisen auf Trennung der Bande hin - Gegenstände, die das kaiserliche Wappen enthalten - Abbildungen mit Füchsen, die für Hinterhältigkeit stehen - Gelbe Taschentücher und ähnliches weisen auf Verrat hin. - Deutsche sollten etwas mitbringen, das Japaner als „typisch deutsch“ empfinden. Japaner lieben auch Dinge die Deutsche als verspielt oder kitschig empfinden. Wer etwa aus München kommt, könnte einen Bierkrug, auf dem das Hofbräuhaus abgebildet ist, Berliner ein kleines Brandenburger Tor mitbringen. - Japaner bevorzugen bei Bekleidung Markenartikel, allen voran japanische Markenartikel. • Gefühle ~ Tiefere Gefühle werden in Japan selten gezeigt. Vor allem „negative“ wie Zorn, Trauer und Enttäuschung werden traditionell je nach Alter oft nur den Eltern, dem besten Freund/der besten Freundin oder dem Ehepartner offenbart. ~ Das hat zur Folge das auch bei Katastrophen in der Regel Ruhe bewahrt wird, anstatt in Panik zu verfallen, um sein Gesicht nicht zu verlieren. ~ Ein Lächeln kaschiert dementsprechend oft Schmerz und will dem Gegenüber Mitleid und eine gewisse Verpflichtung zur Hilfestellung ersparen. ~ Es gilt gemeinhin als heldenhaft Leid zu ertragen ohne es die Öffentlichkeit bemerken zu lassen. ~ Japaner binden sich nicht so unüberlegt und schnell wie viele Menschen der westlichen Länder. Vertrauen wird meist über Monate hinweg aufgebaut, bevor es intim wird. ~ Generell benutzen Japaner lieber die "Ich mag dich", was für Europäer beispielsweise noch eine gewisse Distanz erscheinen lässt. Nutzt ein Japaner hingegen die Worte "Ich liebe dich" bedeutet das, dass die Person der diese Aussage gilt etwas ganz besonderes für ihn sein muss. Vor- und Nachnamen ~ Man sollte jemanden im japanischen nur mit dem Vornamen anreden wenn man ihm besonders nahe steht, denn sonst gilt es einfach als unhöflich. ~ Es wird zuerst der Familienname und dann der Rufname genannt. Ebenso ist es durchaus üblich das man den anderen ausschließlich mit dem Nachnamen anredet. ~ Wenn ein Japaner sich einem Ausländer vorstellt, nennt er zunächst seinen Nachnamen und anschließend den Vornamen, während die Vorstellung des Ausländers in einer anderen Reihenfolge (Vor- dann Nachname) erwartet wird. ~ Japaner haben einen zweiteiligen Namen, der sich aus dem Familiennamen und dem Personennamen zusammensetzt, dabei steht der Familienname zuerst. ~ Bei der Heirat soll das Ehepaar einen gemeinsamen Familiennamen annehmen, dabei darf jedoch kein neuer Familienname ausgedacht werden. Japanischer Name Kamon, japanische Familiensiegel Hanko, Namensstempel, hat in Japan die gleiche Bedeutung wie in Deutschland die Unterschrift Suffixe An den jeweiligen Namen wird meist ein Suffix angehängt. Auch akademische, berufliche und militärische Titel werden durch diese Zusätze gekennzeichnet. Es gibt sowohl Anreden, die ausschließlich als Suffix verwendet werden (Sprich:-san oder -dono), als auch Anreden, die alleinstehend ohne den Namen benutzt werden können (...Sensei, senpai oder bucho). Im Alltag genutzte Anreden und Suffixe wären: -chan Chan wird meist unter kleinen Kindern oder gegenüber kleineren Kindern, guten Freunden oder Paaren genutzt. Einen Bekannten oder Fremden mit Chan anzusprechen gilt als höchst Unhöfflich, da Chan lediglich eine Verniedlichung des Namen darstellt. (Bsp. wie im deutschen chen: Sabinchen) Jungen werden meist nur bis zum Kindergartenalter mit -chan angesprochen, sind sie über dieses Alter hinaus, werden sie mit -kun angesprochen. Bei eng befreundeten Mädchen und Frauen sowie bei weiblichen Untergebenen wird -chan nach dem Vornamen jedoch oft bis ins hohe Alter verwendet. Auch Freundschaften aus früherer Kindheit werden mit Chan angesprochen. -kun Normale Anrede für Jungen, die über das Kindergartenalter hinaus gewachsen sind und männliche Jugendliche, falls es mit Vornamen benutzt wird. Lehrer hängen bei männlichen Schülern -kun an den Nachnamen an. In Unternehmen werden junge Angestellte (auch weibliche) oft mit -kun angesprochen. -san Neutrale Anrede unter erwachsenen Personen, die sich nicht kennen oder beruflich miteinander zu tun haben. Wird meist mit dem Nachnamen benutzt und entspricht damit „Herr/Frau“ im Deutschen. In Verbindung mit Beruf oder Titel wird -san als generische Anrede benutzt, beispielsweise okashiya-san („Herr Konditor“) oder Kocho-san („Herr Rektor“). Unter Japanern, die eng miteinander befreundet sind, wird -san an den Vornamen angehängt. Auch gegenüber Ausländern kann man diese Form hin und wieder hören, vor allem in Verbindung mit Spitznamen. -sama Sehr höflich, da der Gesprächspartner damit nur indirekt angeredet wird (etwa vergleichbar mit „verehrte/r“ im Deutschen). Wird von Angestellten gegenüber Kunden und für sehr hoch stehende Persönlichkeiten benutzt, auch für Gottheiten oder vergötterte Personen, in dem Fall wird ein Mönch Houshi-sama genannt. In Briefen wird in der Regel -sama als Namenszusatz des Adressaten verwendet. Auf personifizierte Objekte angewandt drückt es mehr Zärtlichkeit als Respekt aus. -shi Dieses Suffix wird nur in der Schriftsprache verwendet und entspricht dem deutschen „Herr/Frau“. Es kommt vor allem in Briefen zur Anwendung, wenn von dritten Personen die Rede ist. -jiji Diese Anrede wird für Freunde und sympatische Personen genutzt und kann mit "Freund" übersetzt werden. (Takano-Jiji = Takano-Freund, bzw. Freund Takano) -sensei Diese Anrede wird für Lehrer, Ärzte, Anwälte, Politiker und Kampfsporttrainer benutzt und ist im Deutschen am ehesten mit „Herr Doktor/Herr Professor/Herr Lehrer“ zu übersetzen. Sensei wird entweder nur mit dem Nachnamen oder allein stehend gebraucht, allerdings niemals mit dem Vornamen genutzt. -neechan oder -neesan Die Anrede Neesan wird für die ältere Schwester benutzt, Neechan hingegen meistens für die jüngere Schwester. -niichan oder -niisan Niichan wird oftmals für den jüngeren Bruder genutzt, während Niisan die Anrede für den älteren darstellt. Jüngere Brüder werden auch mit Otoutou angesprochen. Ein Name vor der Anrede ist nicht zwingend nötig. |
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