.Secret Island.
Vivi
Dexter Crowley | Nur die Mitglieder seines Rudels dürfen ihn Dex nennen, es sei denn er bietet es an
07. April 1966 | 49 Jahre
Zur Welt kam er im Westyellowstone-Nationalpark in Montana | bis vor kurzem lebte er in New York | Jetzt besetzt er das alte Anwesen seines elterlichen Clans auf der Insel Hopespoir Island
Seit 17 Jahren wieder Single, auch wenn er das selbst nie so gesehen hat | Sein Herz gehört neben seiner Wölfin Sheila, voll und ganz Jessica Coffey, der Mutter seiner geliebten Tochter Hannah
Männlich
Geborener Werwolf
Renommierter Immobilienmakler, der auf der ganzen Welt tätig war | Derzeit konzentriert er sich darauf den Neuankömmlingen auf der Insel ein passendes Dach über den Köpfen zu suchen
Dexter ist der Alphawolf des Chaosrudels, dem er einst den Namen 'Direwolf' gegeben hat
Größe: 1,86cm | Gewicht: 95 Kilo | Blutgruppe: 0 negativ | Haare: kastanienbraun, kurz geschnitten | Augen: stahlblau, oft verschmitzter Ausdruck| Körper: gepflegt & sportlich| Ausstrahlung: sichtbare, kontrollierte Wildheit; meist freundlich; i.d.R. ausgeglichen; man sieht ihm das Alphatier jedoch an | Merkmale: ein paar Narben die aus den Verwandlungsnächten zurückblieben; konstante Körpertemperatur von 44°C | Kleidung: Ordentlich; stilvoll; beruflich Anzüge von Armani & Gucci; privat normale Jeans & Shirts; er liebt seine schwarze Lederjacke von Belstaff | Ausrüstung: Organizer/PDA & Terminplaner (ja, er mag es digital & handschriftlich^^)
Wie jeder Werwolf verwandelt sich Dex in der Nacht vor, während und nach Vollmond in einen riesigen Wolf | Größe: 1,58m Schulterhöhe | 3,16m Kopf-Rumpflänge; 1,45m Rutenlänge | Gewicht: 260 Kilo | Spitzengeschwindigkeit: 130 km/h | Fell: glänzend Schwarz
Ihm haftet ein stilvoller Duft von natürlichen Gräsern, Wildleder und Lavendel an. Unterstrichen von einer feinen wölfischen Note
Sehr viel Einfühlungsvermögen & Verständnis | Führungspersönlichkeit | Warmherzig | Mutig & belastbar & übermenschliche Stärke | Empfindlichere Sinne | Vaterfigur | Die Direwolfs, sie geben ihm Kraft | Kann sich mittlerweile an die Verwandlungsnächte erinnern | Relativ ausgelassenes Wesen | Er lernt ziemlich schnell | Sehr gute Menschenkenntnis
| Sportlich & Kampferfahrung | Sehr guter Koch
Sein Rudel |Die Trennung zu Hannah und Jessica | Trotz aller Erfahrung bricht sein hitziges Gemüt doch noch dann und wann durch | Seine gesteigerte Aggression an den Tagen um Vollmond | keine Kontrolle über die Verwandlung | oft arbeitet er zu viel | Sehr emotional | Perfektionistisch veranlagt | Vielleicht ein bisschen eitel | Er versucht wahrscheinlich zu oft alles allein zu machen, um die anderen zu entlasten
Sein Rudel | Die Erinnerungen an seine Kindheit und Rosewood | Ab und an mit den anderen Blödsinn zu machen | Die Winter- & Weihnachtszeit | Bananen | Kochen | Sport | In Frieden zu leben | Ordnung und Sauberkeit | Die freie Wildnis | Schneeballschlachten
Von Jessica und Hannah getrennt zu sein | Vorurteile | Gestaltwandler & Vampire | Seine Feigheit von damals | Ungepflegte Menschen | Zu große Unordnung | Die Jungs wegen Aufträgen im Ausland allein zu lassen | Verschwendung von Lebensmitteln | Respektlosigkeiten | Gewalt Schwächeren gegenüber | Den Hochsommer | Umweltverschmutzung | Tierquälerei | Beschneidung der eigenen Freiheit | Kriege und unnötige Auseinandersetzungen
Er spricht mittlerweile neben der alten Sprache der Wesen und Englisch auch Deutsch, Russisch, Französisch, Arabisch, Chinesisch, Japanisch. | Zudem ist er ein ausgezeichneter Koch und ein Multitaskingstalent das seines gleichen sucht. Er hat Kenntnisse als Makler, Grundkenntnisse in Medizin, Rechnungswesen und Rechtswissenschaften.
An den Nächten um Vollmond nimmt er die Gestalt eines Werwolfs an und verliert die völlige Kontrolle über sich. Aufgrund seines Alters und der Erfahrung kann er sich schon bruchstückhaft an das erinnern was in diesen Nächten geschieht. Zudem hat er ausgeprägtere Sinne und beherrscht eine Mischung aus verschiedenen Kampfkunstarten.
Habt ihr dafür wirklich Zeit? Mein Leben begann im Frühling 1966, das ist schon ein bisschen her. Aber gut, wenn ihr sicher seid …
Das war damals noch eine ganz andere Zeit, aber ich will euch nicht gleich am Anfang mit der Entwicklung unserer Gesellschaft langweilen. Zumal meine Familie da ohnehin etwas außen vor stand. Wir lebten in keiner Stadt oder gar Metropole. Unser Zuhause war ganz einfach das Land unter unseren Füßen: Der Yellowstone-Nationalpark. Als erster Nationalpark der Weltgeschichte hat er in der Vergangenheit bereits eine Menge mitmachen müssen, weswegen es schließlich die Aufgabe des National Park Service wurde das Gleichgewicht zwischen der Zufriedenheit der Besucher und dem geltenden Naturschutz zu waren. Nicht jeder unseres Rudels war Teil des Services, jedenfalls nicht offiziell, doch wir hatten alle ein Auge darauf das nichts und niemand zu schaden kam. Aber ich greife etwas vor.
Das Park ist riesig und demnach könnt ihr euch sicher vorstellen das unser Rudel nicht das einzige war, das sich dort nieder gelassen hatte. Dementsprechend angespannt dürften alle gewesen sein, während Mom mit Elijah und mir schwanger war. Ihr müsst wissen das es nur wenige Wölfinnen unter uns gibt und die Rudel die von einer angeführt werden, gelten gemeinhin als stärker. Eine logische Schlussfolgerung wenn man weiß das reine Werwölfe nur aus einer Vereinigung zweier anderer hervorgehen können. Dazu kommt das sich unsere Art untereinander nicht sonderlich gut versteht und Wölfinnen in den Monaten ihrer Schwangerschaft anfälliger sind als sonst in ihrem gesamten Leben. Leider führen all diese Umstände oft dazu das außenstehende Rudel die Chance ergreifen und das für diese Zeit Schwächere attackieren, um ihr Revier zu erobern, weswegen Schwangerschaften so lange wie möglich unter Verschluss gehalten werden. Aber von all dem bekamen mein Bruder und ich zumindest damals natürlich noch nichts mit.
Wir waren ein turbulentes Gespann, das eigentlich nie dort war wo es eigentlich hätte sein sollen. Ich weiß nicht wie oft unsere Familie uns im ganzen Hotel suchte, aber dafür kann ich mich noch gut an unser Geheimversteck auf dem Dachboden erinnern. Es war nichts besonders, na gut, aber die Erwachsenen haben uns nie da oben gesucht. Das gab manchmal Ärger, sag ich euch. Mom fand es nämlich gar nicht lustig wenn wir ihre Anweisungen missachteten. Damals nahm ich das anders wahr, aber ich denke das sich da schon ein bedeutender Unterschied zwischen Elijah und mir zeigte. Während er bald anfing zu zweifeln, ob wir wirklich wieder stiften gehen sollten, waren mir diese Verbote … ich will nicht sagen egal, aber es fiel mir nicht so schwer mich darüber hinweg zu setzen. Und am Ende belatscherte ich meinen Bruder so lange bis er nachgab und wir uns am nächsten Tag wieder die Strafarbeiten teilten. Am Anfang mussten wir den Erwachsenen bei ihren Arbeiten am und im Haus helfen und später führte ich meinen persönlichen Kleinkrieg mit dem Beil beim Holzhacken im tiefsten Winter, wo ich den Bisonbullen der sich immer an der Lodge herum trieb aus sozialer Verzweiflung auf den Namen Simon taufte, um jemanden zum reden zu haben. Und noch etwas später überspannten wir den Bogen so drastisch das wir dazu verdonnert wurden im Sommer die Außenfassade der Lodge zu streichen. Seitdem mag ich diese Jahreszeit übrigens auch nicht mehr so. Sola war da ja auch knallhart. Irgendwann wollten die anderen uns helfen, aber das unterband sie rigoros.
Trotzdem liebte ich meine Mutter. Sie war ja nicht immer so hart zu uns. Wenn wir als Kinder zum Beispiel nicht schlafen konnten, durften wir uns zu ihr ins Bett kuscheln. Dann erzählte sie uns Geschichten über Indianer, Naturgeister und Wölfe. Sie lehrte uns die Traditionen und Gesetze unserer Art und wie wichtig es war das niemals jemand erfuhr was wir sind. Sie übernahm auch den ersten Unterricht, da wir ja in keinen Kindergarten gehen konnten. Generell war es nicht so einfach für uns Freunde außerhalb zu finden. West Yellowstone, also die nächste Stadt, lag über vier Autostunden von Dunraven entfernt, weswegen wir auch auf keine öffentliche Schule gehen konnten. Da wir aber nicht die einzigen Kinder im Park waren, gab es schon seit einigen Jahren eine Park interne Schule. Der Nachteil war, das wir dadurch auch mit der Tochter des anderen Rudels zusammen trafen und je älter wir wurden, desto öfter knallten wir auch aneinander. So ist es eben unter Wölfen. Sie war zwar keiner von unseresgleichen, aber das änderte nichts. Jedenfalls nicht für mich. Bei Elijah sah das schon anders aus. Ausgerechnet der, der den Anweisungen unserer Mutter immer folge leisten wollte, begann sich irgendwann für die verbotene Frucht zu interessieren. Ich dachte mich tritt ein Bison.
Natürlich musste ich ihm versprechen dicht zu halten und das tat ich auch. Der Zeitpunkt wäre auch denkbar schlecht gewählt gewesen. Mom hatte gerade unseren Halbbruder zur Welt gebracht und war dementsprechend geladen. Es ist nämlich so das eine schwangere Werwölfin sich nicht mehr verwandelt, da sie das Kind andernfalls verlieren würde und ab einem gewissen Stadium ist mit Sport und massiver Bewegung auch nicht mehr viel. Dementsprechend unter Strom stand sie, was auch für mich eine neue Erfahrung war. Ich kam endgültig in das Alter in dem sich langsam entschied ob ich sie als meine Leitwölfin akzeptieren konnte oder nicht und statt mich zu fügen, fing ich an mich immer mehr gegen sie aufzulehnen. Das führte nicht nur zwangsläufig zu Streitereien, sondern brachte auch meinen Bruder in eine dumme Lage. Wir waren unzertrennlich miteinander verbunden, er war mein bester Freund und ich der seine, aber er wollte es sich nicht ständig mit den anderen verscherzen, nur weil ich meinen Kopf mit aller Gewalt versuchen musste durchzusetzen.
Ich will nicht sagen das uns das voneinander entfernte, aber wir fingen merklich an uns in unterschiedliche Richtungen zu entwickeln. Elijah tat was man von ihm verlangte, fing aber an sich nebenbei heimlich mit der Tochter des anderen Rudels zu treffen. Gott, wie hieß sie noch gleich? Mia? Mariah? Ich weiß es nicht mehr. Ich fand es aber nicht gut und das wusste er auch.
Während mein Bruder sich also mit seiner heimlichen Liebschaft durch die Büsche schlich, verbrachte ich immer mehr Zeit mit dem kleinen Zack. Er war mittlerweile drei und ich liebte ihn. Das er einen anderen Vater hatte machte dabei keinen Unterschied. Wie gesagt, wir waren eine Familie. Wir alle.
Zu der Zeit verwandelte ich mich dann schließlich auch das erste Mal in der Nacht vor Vollmond. Das war … ich hatte noch nie solche Schmerzen gespürt. Zwar hatte ich diese Verwandlung bei unserem Vater bereits oft gesehen, sie mir aber nie … so vorgestellt. Irgendwann verlor ich dann das Bewusstsein, oder zumindest fühlte es sich so an als ich am nächsten Morgen nackt und blutbefleckt mitten in der Wildnis neben den anderen erwachte. Nicht von dem was in dieser Nacht geschehen war, war irgendwie hängen geblieben. Es war wie Filmriss, aber dafür fühlte sich jeder meiner Muskeln an, als hätten sie über Stunden unter extremer Belastung gestanden. Sie brannten förmlich und jede Bewegung schmerzte. Und als dann wenigstens die Erinnerungen an die Verwandlung wieder kamen, saß ich den Rest des Tages in meinem Zimmer und weinte vor Angst. Ich wusste ja das mir die gleiche Tortur bei Sonnenuntergang wieder bevor stand. Und den Abend darauf auch. Dreimal in jedem Monat, für den Rest meines Lebens.
All die Jahre davor hatten Elijah und ich manche Nächte bei unserem Vater verbracht, wenn obwohl wir uns selbst noch nicht verwandelten, erkannte er uns als seine Söhne. Übrigens der einzige Schutz, den ein anderes Wesen vor einem Werwolf haben kann, damit er es nicht anfällt. Was für ein Fluch dieses einfache Naturgesetz allerdings wirklich sein kann, erfuhr ich erst sehr viel später. Aber nochmal zurück zu diesem Tag nach meiner ersten Wandlung. Mom war es die zu mir kam und mich in ihren Armen wiegte. Sie redete sanft auf mich ein, das es mit der Zeit nicht angenehmer und dennoch besser werden würde. Das ich stark genug war um das zu ertragen und irgendwie half mir der Gedanke das auch sie das einmal durchgemacht hatte. Und was soll ich heute sagen? Ihre Worte haben sich bewahrheitet. Diese unerträglichen Schmerzen sind noch immer die gleichen, aber ich gehe damit anders um.
Auf jeden Fall war die folgende Zeit eine massive Umstellung. Ich war permanent gereizt und habe praktisch mit jedem Streit angefangen. Nicht selten sogar grundlos, bis Dad mich in den Wagen verfrachtet hat und mit mir raus gefahren ist. So fing ich an erst mit ihm allein meine Energie durch Sport und Bewegung abzubauen und schloss mich später auch dem Rest des Rudels an, als sie noch vor Sonnenaufgang los zogen. Was sich aber als noch viel größeres Problem entpuppte war die Tatsache, das ich mich während der Nächte als Wolf offenbar nicht gänzlich unterordnen wollte. Das bekam ich zufällig mit, als meine Eltern sich darüber unterhielten und ich wusste auch was das bedeutete. Unterwirft sich ein Wolf dem Alphatier nicht, muss er das Rudel verlassen.
Elijahs erste Verwandlung folgte zwei Monate später und war für ihn mindestens genauso schlimm. Klar versuchte ich für ihn da zu sein und ihm über die ersten drei Nächte hinweg zu helfen, aber ich bezweifle dass das viel gebracht hat. Es geschah zu der Zeit einfach zu viel um mich herum. Und als Mom dann auch noch verkündete das mein Bruder nun vollends zum Rudel gehörte und ihm seinen Ring aushändigte – den jeder trug der offiziell anerkannt war – war ich wütend auf ihn.
Heute weiß ich dass das kindisch war, aber ich fühlte mich von ihm hintergangen. Warum musste er auch immer der Mustersohn sein, der Mommy unter allen Umständen gefallen wollte. Ich sprach tagelang kein Wort mit ihm, bis es eines Tages richtig zwischen uns knallte. Er hatte mal wieder versucht das Gespräch mit mir zu suchen und dabei die Beherrschung verloren. Er konfrontierte mich damit das ich nur eifersüchtig wäre weil er anerkannt worden war und ich nicht. Er hatte ja Recht. Ich war eifersüchtig auf ihn, aber das wollte ich weder zugeben noch hören. Ich ging auf ihn los und wir prügelten uns durch den Schnee … bis vor die Pfoten eines Grizzlys, der sich bedrohlich aufrichtete.
Ich weiß es noch wie heute. Wir erstarrten gemeinsam. Und dann rannten wir gemeinsam, den Bären im Nacken. Er verfolgte uns noch ein paar Meter, aber selbst als er wieder abdrehte blieben wir nicht stehen. Erst an der Lodge ließen wir uns Rücken an Rücken unter den gelangweilten Blicken von Simon wieder in den Schnee sinken … und fingen einfach an zu lachen.
Von da an war zumindest die Stimmung zwischen uns wieder entspannter. Wir unternahmen viel mit Zack und ich kann nicht leugnen den Kleinen oft zu irgendwelchem Unsinn angestachelt zu haben, dessen Zeil meist Elijah war. Jemand anderen gab es ja auch eigentlich nicht mehr. Den Rest des Rudels mied ich mittlerweile so weit ich konnte, denn wenn ich es nicht tat waren Konflikte vorprogrammiert. Besonders drastisch wurde es immer um die Vollmondnächte herum. Da war jeder von uns ohnehin angespannt und je mehr Verwandlungsnächte verstrichen, desto gewaltsamer wurden die Auseinandersetzungen und Zurechtweisungen zwischen Mom und mir. Ich erinnerte mich nicht daran, aber ich sah die Spuren am nächsten Morgen an meinem Körper. Und schließlich traf sie eine Entscheidung, die mein Leben veränderte. Sie verbannte mich aus dem Rudel.
Ich glaube ich habe irgendwo immer daran gezweifelt das sie es wirklich tun würde. Sie war immerhin meine Mutter, aber da wusste ich auch noch nicht was es bedeutet ein Alpha zu sein. Manchmal muss man unangenehme Entscheidungen treffen um das große Ganze zu beschützen und das hat sie getan. Damals verstand ich es nicht. Heute, wenn ich daran denke wie schmerzhaft es war Hannah zurück zu lassen, tut es mir unsagbar leid das ich ihr diese Entscheidung aufgezwungen habe.
Elijah versuchte noch mit ihr zu reden, damit sie es sich noch einmal überlegt, aber sie wäre nicht sie selbst gewesen wenn sie ihr Urteil zurück genommen hätte. Also packte ich meine Sachen und warf sie in Dads Wagen. Den und genug Geld um erstmal über die Runden zu kommen gaben sie mir nämlich mit. Mehr also als sie hätten tun müssen. Dennoch war ich stinksauer. Auf meine Eltern. Auf das Rudel, das einfach daneben stand und nichts sagte. Und auf meinen Bruder. Er hatte sich entschieden in Yellowstone zu bleiben anstatt mich zu begleiten. Das nahm ich ihm so übel, das ich beim einsteigen noch die Bombe mit ihm und seiner Freundin platzen ließ. Auch das tut mir im Nachhinein leid, auch wenn es sich nicht mehr ändern lässt. Ich hätte mich im Guten von ihnen verabschieden sollen und nicht im Zorn. Hätte ich gewusst das es das letzte Mal ist das ich jeden von ihnen sehe … ich hätte sie wenigstens in den Arm genommen, statt nur den kleinen Zack. Ich hätte nochmal in den Rückspiegel gesehen, statt nur geradeaus.
An dem Tag ließ ich nicht nur meine Familie, sondern auch mein Zuhause hinter mir. Das dachte ich lange Zeit. Ich war so sauer das ich jeden Gedanken an sie verdrängte und mich nur darauf konzentrierte wie es weiter gehen sollte. Wyoming hatte ich satt. Ich konnte die Rockies nicht mehr sehen und entschied Montana zu verlassen. Einen fahrbaren Untersatz hatte ich ja und Motels gab es überall. Und wenn nicht, dann schlief ich eben im Wagen. Ich war frei dahin zu gehen, wo auch immer ich hin wollte. Hier und da traf ich dabei auch auf andere Werwölfe, dachte aber nie daran mich wieder einem Rudel anzuschließen. Das hatte ich hinter mir … glaubte ich. Jobs nahm ich auf dem Weg durch die Staaten alle möglichen an, aber sie hielten nie wirklich lange. Ich verscherzte es mir mit nahezu jedem Chef, spätestens wenn der Vollmond vor der Tür stand, den ich so nahm wie er kam. Versteht mich nicht falsch, ich habe mich für die Verwandlungen schon in die Wildnis abgesetzt, aber ich machte mir auch nicht viele Gedanken darum ob trotzdem jemand zu Schaden kommen könnte. Mit Sicherheit lag es auch daran weil ich mich an nichts aus diesen Stunden erinnern konnte, aber das entschuldigt nicht das mit Sicherheit auch ich einer der Werwölfe bin wegen denen die Gestaltwandler uns so verabscheuen. Mitunter riss ich Pferde von einer Ranch im Nirgendwo oder wurde doch von Menschen gesichtet, die sich in sicherer Entfernung befunden hatten. Das sorgte für Aufsehen, alarmierte die Bewohner und trieb mich letztendlich immer weiter. Drei Jahre vergingen, bevor ich zum ersten Mal wieder an meine Familie dachte. Die Nachrichten berichteten von dem schlimmsten Tornado im Yellowstone National Park, der je dort gewütet hatte und ich dachte tatsächlich darüber nach sie anzurufen. Doch ich tat es nicht. Ob nun aus Stolz oder Scham … vermutlich beides. Stattdessen setzte ich meinen Weg fort, bis meine Reise unvermittelt nahe einem Ort endete der sich Ravenswood nennt.
Noch nie war ich mit meinen Taten als Wolf konfrontiert worden, doch als ich dort – nur einen Katzensprung von der Stadtgrenze entfernt – von schmerzhaftem Stöhnen und keuchen geweckt wieder zu mir kam und den schwer verletzten Jungen neben mir liegen sah, veränderte sich etwas. Die klaffende Wunde hinterließ eine große Blutlache unter dem zusammengekrümmten Körper und ich brauchte nicht lange um zusammenzuzählen was geschehen war. Ich schmeckte sein Blut noch in meinem Mund. Es klebte überall auf meiner Haut und als sich uns ein Wagen näherte, setzte der Fluchtreflex ein. Ich verschwand zwischen den Bäumen im Wald und versteckte mich im Schatten des Morgengrauens, um zu sehen ob der Fahrer anhielt. Es war ein Streifenwagen, der offensichtlich von den Bewohnern alarmiert worden war. Ich wartete bis der Rettungswagen eintraf und zog mich dann zu dem Platz zurück, an dem ich meinen Wagen abgestellt hatte. Ich wollte weiter ziehen, schon allein um kein Risiko einzugehen doch damit in Verbindung gebracht zu werden. Vielleicht hatte der Junge die Rückverwandlung gesehen oder mein Gesicht, als ich mich über ihn gebeugt hatte. Ich war auch schon auf dem Weg die Landstraße runter, aber er ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Wie er so blutend und eingekrümmt auf der Straße lag. Und ich fragte mich unwillkürlich 'Was passiert wenn er überlebt?' Er würde zu einem von uns werden, ohne es zu verstehen. Und wenn er auch das überstand, dann würde er sich im folgenden Monat verwandeln. Er würde die gleichen Schmerzen spüren und die gleiche Angst haben, aber ihm würde niemand beistehen und ihm versichern das es so sein musste. Das er stark genug war und das es besser werden würde.
Ich erinnere mich noch mitten auf der Straße in die Eisen gegangen zu sein, um zu wenden. Die Kleinstadt hatte nur ein Krankenhaus, was es einfach machte den Jungen wieder zu finden und aus der Akte zu erfahren das er offenbar nicht aus dem Ort stammte. Er hatte den Angriff tatsächlich überlebt und ich wusste noch von den Lektionen meiner Mutter das nicht viel Zeit blieb bis das Virus seinen Körper von innen zerfressen würde. Die Ärzte konnten ihm dabei nicht helfen, im Zweifelsfall machten sie es sogar noch schlimmer. Mir bleib daher keine andere Wahl. Ich setzte den von den Medikamenten benommenen Jungen in einen Rollstuhl und brachte ihn unbemerkt aus der Klinik, bis weit außerhalb der Stadt. Das war riskant, ich weiß, aber er war noch minderjährig. Hätte ich ihn dort gelassen und er hätte die Wandlung überlebt, wäre er in staatliche Obhut gekommen und spätestens im nächsten Monat wäre es in eine Katastrophe ausgeartet. Nicht nur für ihn und die Personen um ihn herum, sondern auch für den Rest von uns. Man hätte erfahren das wir existieren und das durfte einfach nicht sein.
Ich brachte ihn ins Lost Woods Resort, ein Motel mitten im Nirgendwo, wo er die nächsten Tage tatsächlich überstand und ich schließlich auch seinen Namen erfuhr. Chase. Er war der erste Werwolf den ich nach fünf Jahren wieder neben mir duldete und aus heutiger Sicht betrachtet fing mit ihm auch die Gründung meines eigenen Rudels an. Ich erfuhr das er keine Familie mehr hatte und sein Leben auf den Straßen von Rosewood verbrachte. Er war abgehauen, hatte kein Zuhause, kein Ziel und kannte keinen Ort an den er wirklich gehörte. Genauso wie ich. Und auf einmal, wie er da so vor mir auf dem abgenutzten Bett saß, fühlte ich mich plötzlich wieder für jemanden verantwortlich.
Ich klärte ihn darüber auf was mit ihm geschehen war und was ihm von nun an bevor stand. Ihr könnt euch sicher vorstellen das er davon alles andere als Begeistert war. Ich hatte ihm sein Leben genommen. Zwar lebte er noch, doch es würde nie wieder das gleiche sein. Er würde nie wieder der gleiche sein. Dennoch gelang es mir ihn davon zu überzeugen bei mir zu bleiben, wenigstens solange, bis er seine ersten Verwandlungen erlebt hatte. Wir checkten aus dem Motel aus, stiegen in den Wagen und machten erst in Rosewood wieder Halt, wo wir erstmal blieben.
Wie erwartet war die Erfahrung des ersten Vollmondes schrecklich für ihn, doch entgegen seinen eigenen Worten noch einen Monat zuvor blieb Chase bei mir. Das veränderte mein vollständig. Ich ließ mich in Rosewood nieder, suchte mir einen Job und setzte zum ersten Mal alles daran ihn auch zu behalten. Dafür fing ich wieder an vor Sonnenaufgang los zu ziehen und Chase kam mit. Gemeinsam liefen wir bis unser Verstand leer vor Anstrengung war und das half. Wir kamen besser über den Tag, was vor allem auch für den Kleinen wichtig war. Immerhin musste er wieder zur Schule gehen und ich mich mit der Führsorge auseinander setzen, damit er bei mir bleiben konnte. Das war nicht einfach und zog viele Besuche, Dokumente und Nachweise nach sich. Am Ende jedoch wurde ich als Pflegevater eingetragen, was sicher auch daher rührte das man froh war den Problemfall endlich los zu sein, und zum anderen brachte es mir endgültig das Vertrauen des Jungen ein.
Irgendwie erinnerte Chase mich ein bisschen an mich selbst, was es mir vielleicht auch einfacher machte zu ihm vorzudringen. Mit der Zeit wurden wir ein ziemlich gutes Team und drei Jahre nachdem wir uns in Rosewood häuslich eingerichtet hatten konnte Chase mit einem Stipendium nach Yale gehen. Der Problemfall der Führsorge … ich könnte mich heute noch totlachen. Bis seine Eltern starben war Chase ein Top-Schüler und das Niveau erreichte er in unglaublicher Geschwindigkeit zurück. Ich war wirklich stolz auf ihn, auch wenn es mir nicht gefiel das er von da an drei Autostunden entfernt auf dem Campus lebte. Er wollte unbedingt Arzt werden und da hatte ich nicht vor ihm im Weg zu stehen. Außerdem hielten wir Kontakt, er kam relativ regelmäßig an den Wochenenden nach Rosewood zurück und ich besuchte ihn auch hin und wieder, um mir ein Bild davon zu machen das es ihm dort auch wirklich gut ging. Außerdem besuchte ich unterdessen ebenfalls Abendkurse, um später im Immobiliengeschäft Fuß fassen zu können.
Doch erst trat noch ein weiterer Werwolf in unser Leben. Chase brachte ihn eines Abends mit, nachdem er ihn offenbar verletzt auf der Straße aufgesammelt hatte. Der Junge war verstört und es kostete viel Zeit und Geduld überhaupt etwas aus ihm raus zu bekommen. Schließlich erfuhren wir das er sein Rudel bei einem Angriff der Meute Gestaltwandler verloren hatte und ihnen nur knapp entkommen hatte können. Sie waren eigentlich nur auf der Durchreise gewesen, doch das hatte den Clan von Ravenswood nicht interessiert.
Ich fragte mich unvermittelt, ob ich indirekt dafür verantwortlich war. Mein Angriff vor Jahren auf Chase könnte die Gestaltwandler aufgeschreckt haben, aber im Endeffekt spielte das keine große Rolle mehr. Der Junge hatte seine Familie verloren und stand nun allein da. Weil wir noch nicht wussten was wir mit ihm machen sollten und ohnehin Semesterferien waren, entschloss Chase sich das er sich um die Verletzungen des 14jährigen kümmern wollte. Im Krankenhaus hätte man nur unnötige Fragen gestellt, die keiner von uns zu dem Zeitpunkt gebrauchen konnte. Außerdem denke ich das ihn der Anblick des Jungen an sich selbst erinnerte. Immerhin war er nur ein Jahr älter gewesen als wir uns begegneten.
Um das Ganze aber mal ein wenig abzukürzen, auch der zweite Werwolf blieb, womit wir dann zu dritt und offiziell ein eigenes Rudel waren. Zwar nur ein kleines, aber immerhin. Damit wir auch finanziell zurecht kamen, fing Chase neben seinem Studium ebenfalls an zu arbeiten und wie es das Schicksal wollte gelang mir der Einstieg als Makler mit einem kleinen Einwanderungsschub in Rosewood überraschend gut. Dabei begegnete ich dann auch der Frau, die mein Leben für immer veränderte.
Ich ging in mein Stammcafe um eine kleine Pause einzulegen und den nächsten Termin noch einmal durchzusehen, als ich sie sah. Jessica. Eine rothaarige Schönheit, die mir vorher noch nie aufgefallen war. Das Haar fiel ihr in dicken, glänzenden Wellen über die schmalen Schultern. Elegant hatte sie die langen Beine übereinander geschlagen und nippte mit so einer Grazie an ihrem Kaffee, das es mich nicht lange auf meinem Platz hielt. Meine Konzentration hatte sich ohnehin in einen spontanen Urlaub verabschiedet und … naja, diese Frau zog mich einfach an. Trotz der Meter die zwischen uns lagen filterte mein Instinkt diesen lebendigen, zarten Duft unter all den anderen heraus, der mich bis heute in meinen Träumen verfolgt.
Ich musste einfach zu ihr gehen. Ich musste sie aus der Nähe sehen und ihre Stimme hören. Nur leider wusste ich damals noch nicht um ihre dynamische Ader. Ich machte den Fehler schräg hinter ihr stehen zu bleiben, wodurch ich zwar einen wundervollen Blick auf ihr Profil und die Zeitungsannoncen erhielt, ihr allerdings beim Aufstehen etwas im Weg stand. Der Kaffee verteilte sich schneller über unsere Kleidung als einer von uns reagieren konnte und ja, ich hatte vor gehabt sie anzusprechen, aber das war wirklich nicht meine Absicht gewesen, ehrlich. Obwohl wir noch Jahre später darüber lachen konnten.
Wie es der Zufall wollte suchte sie ein Haus in der Stadt und ich war ihr mit Freuden dabei behilflich. Sie hatte relativ konkrete Vorstellungen von dem was sie wollte. Das gefiel mir, aber noch mehr vereinfachte es meine Arbeit. Es gab ein Objekt das ziemlich genau auf das zutraf was sie suchte, nur … ich wollte unsere gemeinsame Zeit nicht so schnell wieder beenden. Dafür war sie viel zu bezaubernd und faszinierend. Ich mochte ihren Humor und Art wie sie sich ausdrückte. Sie war eine Frau die mit beiden Beinen fest im Leben stand und da stellte ich fest wie sehr ich mich selbst eigentlich verändert hatte. Oder viel mehr, wie sehr mich meine neue Familie verändert hatte. Ich war nicht mehr der egoistische, leichtlebige, oberflächliche Junge der Yellowstone verlassen hatte. Ich war erwachsen geworden … größtenteils zumindest. Denn statt Jessica sofort das Haus vorzuführen von dem ich sicher war es würde ihr gefallen, schob ich noch zwei andere Objekte vor, die natürlich nicht ihren Geschmack trafen. Aber das war es wert. Wir führten viele Gespräche, in denen ich sie etwas besser kennenlernte. Sie war eine besondere Person und als ich sogar noch vor dem einschlafen ihre blauen Augen vor mir sah, musste ich einfach aufs Ganze gehen.
In den letzten Jahren hatte ich meine Leidenschaft für's Kochen entdeckt und so bereitete ich vor unserem letzten Termin ein Diner im Haus vor. Das war alles andere als üblich und mit Sicherheit auch nicht sonderlich professionell, aber gelinde gesagt, es war mir egal. Es ging nicht mehr so sehr darum ihr das Haus zu verkaufen, ich wollte sie für mich gewinnen und riskierte dafür sogar diesen wertvollen Vertragsabschluss. Und ich kann euch sagen, allein für den Ausdruck in ihren Augen hat es sich gelohnt. Ich glaube sie war überrascht, überwältigt, verwirrt und vielleicht sogar ein bisschen überfordert. Alles auf einmal.
Was soll ich noch sagen? Sie hat das Haus genommen … und mich auch.
So fing meine erste richtige und bis heute auch einzige wahre Beziehung an. Ich half ihr beim Einzug und stellte ihr ziemlich schnell die beiden Mitglieder meines Rudels vor, natürlich ohne ihr zu sagen was wir waren. Eine riesiger Fehler, das weiß ich heute. Damals hielt ihr es aber für die richtige Entscheidung, wahrscheinlich auch zum Großteil aus Angst vor ihrer möglichen Reaktion. Welcher Mensch nimmt es schon leichtfertig hin, wenn der Lebenspartner ihm erklärt ein Werwolf zu sein. Selbst heute bin ich noch der Meinung, das dieses Geständnis unsere Beziehung schneller beendet hätte als sie anfing. Jessica war oder viel mehr ist eine selbstbewusste, rationale Frau die sich nicht verarschen lässt und mal ehrlich, hätte sie etwas anderes denken können, als das ich oder viel mehr wir gehörig die Latte locker haben?
Wie auch immer, ich behielt unser Wesen für mich, bat auch die anderen beiden darum und es funktionierte. Jessica und ich verbrachten unglaublich viel Zeit miteinander. Wir verließen Rosewood oft für Ausflüge oder Abendessen, sofern ich nicht selbst für sie kochte, was sie ganz besonders mochte. Es dauerte auch nicht lange bis ich anfing die Nächte oft bei ihr zu verbringen, was einerseits wundervoll, aber andererseits auch ungewohnt war. Es fühlte sich irgendwie so an, als würde ich mein Rudel vernachlässigen und so bat ich sie darum meine beiden offiziell eingetragenen Kinder mit einziehen zu lassen, als die Entscheidung fiel dieses ganze Hin und Her endgültig zu beenden.
Einzig die Verwandlungsnächte wurden damit zu einem Problem, das wir lösten indem wir vorgaben an diesen Tagen zum Campen raus zu fahren. So ein Männerding, was sie auch ohne weiteres akzeptierte. Ich glaube ja, irgendwo war sie auch froh uns mal für eine Weile los zu sein. Drei Werwölfe, die sich dazu auch noch zusammen reißen müssen, sind wahrscheinlich nicht immer so einfach zu ertragen. Zwar hatte ich auch bedenken das ihr der Zeitpunkt dieser Trips irgendwann auffallen könnte, aber das geschah nicht. Und ja, bei all den Komplikationen hätte ich spätestens da reinen Tisch machen sollen. Aber ihr kennt das sicher auch. Man schweigt, wartet auf den richtigen Moment und irgendwann stellt man fest, das man ihn längst verpasst hat. Dann gibt es kein Zurück mehr. So ging es mir und das rächte sich bitter.
Dabei war unser Glück perfekt als Jessica schwanger wurde. Wir Werwölfe bemerken die Hormonveränderung im Körper anderer schnell, doch da das auch für mich das erste Mal war, war ich mir nicht sicher. Gott, nur liebende Eltern können sich vorstellen wie glücklich wir waren. Am liebsten hätte ich sofort mit den Vorbereitungen begonnen, aber meine Frau war da glücklicherweise etwas intelligenter. Sie wollte wenigstens abwarten ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, bevor wir loslegen. Das dauerte allerdings noch einige Zeit, ganz im Gegensatz zu meinem Instinkt sie unter allen Umständen beschützen und entlasten zu wollen. Ich glaube schon das ihr das manchmal ziemlich auf den Wecker ging, aber Jess sagte nichts. Jedenfalls nicht ernsthaft.
Und dann kam der Tag, an dem wir erfuhren das wir ein Mädchen erwarteten. Sicher war mir in erster Linie nur wichtig dass das kleine und seine Mutter gesund waren, aber zu wissen das es ein kleiner Engel sein würde der unsere Familie komplett machte, veränderte nochmal alles irgendwie. Väter und Töchter eben. Das ist so ein ganz eigenes Ding. In der Zeit ging ich dann auch den letzten Schritt und fragte Jessica ob sie meine Frau werden will. Mann ging mir da die Flatter. Ich meine ich wusste das sie mich liebt, aber man weiß ja nie. Natürlich hat sie den Antrag angenommen und selbstverständlich bekam unsere kleine Prinzessin das letzte freie Zimmer. Wir gaben uns alle unwahrscheinlich Mühe es zu tapezieren, einzurichten und vor allem Unmengen an Spielzeug, Stofftieren und Stramplern und und und zu kaufen. Am Ende hatte Hannah wahrscheinlich in ihrem ersten Lebensjahr für jeden Tag ein neues Outfit, aus denen sie mit Sicherheit viel zu schnell raus gewachsen ist. Das habe ich allerdings nicht mehr miterlebt.
Jessica war im siebenten Monat mit ihr, als das geschah vor dem ich immer Angst gehabt hatte seitdem ich Jess kannte. Sie folgte uns gegen Sonnenuntergang eine Nacht vor Vollmond. Ich erinnere mich noch wie sie aus ihrem Wagen stieg. An die Panik die mich schlagartig befiel. An meine Versuche sie weg zu schicken und die unglaublichen Schmerzen der Verwandlung. Das letzte Bild aus dieser Nacht war Jessicas schockiertes Gesicht … dann wurde alles schwarz.
Ich kam erst am nächsten Morgen wieder zu mir, über und über mit Blut beschmiert. Es dauerte einen Moment, doch dann kam die Erinnerung zurück … und auf einmal brach alles über mir zusammen. Im Grunde wusste ich das ich Jessica nicht angegriffen haben konnte. Sie trug meine Tochter unter ihrem Herzen, das spürte auch der Wolf in mir, aber ich schmeckte den eisenhaltigen Nachgeschmack des Blutes und meine Hände zitterten, als ich sie vor meine Augen hob und nur dunkles, halb getrocknetes Rot sah. Ich rappelte mich schwankend auf und sah mich um. Auch die anderen beiden hatten etwas in der Nacht gerissen und ich betete zu allen Göttern die ich kannte, das es ein Tier war. Verdammt, in dem Moment hätte es auch ein Gestaltwandler oder ein anderer Bewohner Rosewoods sein können. Jeder, nur um Himmels Willen nicht meine Frau.
Zuhause angekommen, fand ich eine Nachricht auf dem AB. Vom Krankenhaus, das mitteilte das Jessica nach einem Autounfall in der Nacht eingeliefert worden war. Natürlich wollte ich zu ihr. Ich musste wissen wie es ihr geht. Ihr und natürlich auch Hannah. Ich musste bei ihnen sein und verdammte Scheiße, ich hatte ihr vieles zu erklären. Aber Jessica wollte mich nicht sehen. Nicht an diesem Tag und auch nicht an den folgenden. Egal wie oft ich in die Klinik fuhr. Gleichgültig wie lange ich dort im Besucherbereich blieb und wartete. Sie hatte Hannah beinahe verloren und ich war Schuld daran. Auf einmal war ich wieder zu der reißenden Bestie geworden, die damals schon Chase beinahe gerissen hatte. Als wären die letzten Jahre und meine Entwicklung nie passiert. Oder anders gesagt, mit einem Schlag holte mich die Realität wieder auf den Boden zurück. Ich war gefährlich und das sollte so sein. Das war mein Wesen, das ich nie hatte ändern wollen. Aber für Jessica und Hannah war ich eine tickende Zeitbombe … schon immer gewesen. Selbst außerhalb der Verwandlungsnächte ist ein Werwolf unberechenbar und auch wenn es lange Zeit funktioniert hat, sah ich da endlich ein das ich dieses Risiko nicht weiter tragen konnte. Und nicht nur das. Ich begriff das ich meine Jungs unbewusst dazu verdammt hatte sich verbiegen und verstellen zu müssen, nur damit ich glücklich sein konnte. Und da verstand ich zum ersten Mal, was es wirklich bedeutete ein Alphawolf zu sein.
Ich stellte meine eigenen Gefühle zurück und entschied zum Wohl des Rudels und auch zum Wohl von Hannah und Jessica. Ich zog aus unserem Haus aus und verließ mit den Jungs die Stadt. Das musste sein, denn andernfalls hätte ich die Trennung zu meinen beiden Mädchen nicht durchgehalten. All das war unglaublich hart, doch es musste weiter gehen. Ich musste weiter funktionieren. Das war meine Aufgabe, meine Verpflichtung. Und so zog es uns nach New York, wo wir neu anfangen konnten. Chase stand noch immer mit einem Bekannten in Rosewood in Verbindung, der uns am 06. März die Nachricht übermittelte das Hannah gesund zur Welt gekommen war und es auch ihrer Mutter wunderbar ging. Das tat weh … und gleichzeitig machte es mich zum glücklichsten Mann der Welt. Ich meine, ich war Vater. Vielleicht konnte ich sie nicht sehen, oder sie im Arm halten, ihre winzigen Gliedmaßen berühren und auch ihre Stimme nicht hören, aber mein Gott, ich wusste das es sie gab und das sie eine wundervolle Mutter hatte die immer für sie da sein würde. Und das war das wichtigste in diesem Moment. Außerdem war ich nicht aus der Welt. Egal wann und ob überhaupt, doch wenn die beiden mich brauchten, dann würde ich immer und jederzeit zu ihnen zurück kehren. Das hatte ich Jessica auch in einem letzten Brief vor meinem Auszug geschrieben. Es stand nicht zur Debatte das ich die beiden unterstützen würde und so ist es bis heute geblieben. Ich weiß nicht ob Jessica das Geld je angerührt hat, aber das spielt auch keine Rolle. Jedenfalls nicht für mich. Wenn sie es braucht, hat sie es.
Die ersten Wochen in New York waren die schlimmsten von allen. Ich vermisste meine beiden Mädchen so sehr, das ich Nachts kaum schlafen konnte und oft stundenlang auf der Terrasse saß, in die Sterne sah und mir vorstellte das uns dieser Blick nach oben noch immer irgendwie verband. Nicht selten fanden mich die anderen beiden morgens in einem der Stühle draußen schlafend, Hannahs letztes Ultraschallbild in der Hand, das auch heute noch in meiner Brieftasche steckt. Zusammen mit einem der letzten Fotos von ihr, die Jess mir irgendwann angefangen hat zu schicken. Es war, als würden all meine Instinkte nach der Frau suchen, die zuvor jeden Tag an meiner Seite gewesen war und es brauchte wirklich lange, bis dieses Gefühl langsam verschwand. Der leere Platz in meinem Herzen jedoch blieb und bin noch heute dankbar dafür das die anderen beiden so viel Geduld mit mir hatten. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich ließ mich nicht einfach hängen, eher im Gegenteil. Ich stürzte mich in die Arbeit und meine Aufgaben als Alpha. Was immer anstand fing ich mit Freuden an, nur um nicht immer darüber nachzudenken was ich kaputt gemacht hatte. Aber trotzdem belastete genau das unser Zusammenleben anfangs ziemlich. Wir brauchten Zeit um uns wieder einzuspielen. Chase fing in einer der städtischen Kliniken an zu arbeiten und auch unser Nesthäkchen ging seinen Weg weiter in Richtung Jurist. Und bevor wir uns irgendwann versahen, war ein ganzes Jahr vergangen und Hannahs erster Geburtstag rückte näher. Das riss die Wunden von neuem auf und für einen irrwitzigen Moment spielte ich wirklich mit dem Gedanken nach Rosewood zurück zu kehren. Nur für diesen Tag. Stattdessen verpackte ich ihr Geschenk und sandte es ihr per Post zu. Natürlich wollte ich die beiden sehen, aber auf der anderen Seite wollte ich es Jessica nicht noch schwerer machen.
Irgendwo hoffte ich wahrscheinlich auch, das sie sich dadurch wieder bei mir melden würde, doch auch das blieb aus. Um ehrlich zu sein wusste ich lange Zeit nicht einmal ob die Sachen überhaupt bei ihr ankamen beziehungsweise was sie damit machte, ob Hannah sie überhaupt zu Gesicht bekam. Aber das hinderte mich nicht daran an jedem Geburtstag, jedem Weihnachten, Ostern, Kindertag und allen anderen Anlässen etwas los zu schicken. Nur Jessicas Geburtstage … die Geschenke liegen bis heute eingepackt und reisefertig in meinem Schrank. Ich brachte es einfach nie fertig sie tatsächlich los zu schicken.
So vergingen drei Jahre, in denen ich mir einen immer besseren Ruf als Makler aufbaute, sodass wir am Ende in ein großzügiges, luxuriöses Loft in Low Manhatten zogen … und mich der nächste Schlag traf. Das Rudel meiner Mutter war in einer blutigen Auseinandersetzung im Yellowstone ausgelöscht worden. Für die Presse nur ein Rätselhafter Mordfall mit über zwölf Opfern. Darunter Sola, mein Vater und Elijah. Einige andere waren so übel zugerichtet, das es unmöglich war sie zu identifizieren. Es wurden darüber hinaus Spuren von weiteren Leichen gefunden, die aber offenbar fort geschafft worden waren. Ohne Zweifel die Gefallenen des anderen Rudels, sofern es eines gewesen war. Ich nahm sofort Kontakt mit den dortigen Behörden auf und versuchte heraus zu finden ob es Überlebende der Familie gab, doch die Antwort war … So viele Jahre hatte ich sie weder gesehen noch gesprochen und auf einmal war diese Chance für immer vertan.
Wisst ihr, es ist wirklich unfassbar dämlich das der Mensch erst dann merkt was er hat, wenn er es verliert. Ich musste plötzlich an so viele Dinge aus meiner Vergangenheit denken. An meine Kindheit und Jugend. An die vielen schönen und auch schlechten Momente. Gefühlt erinnerte ich mich auf einmal wieder an jedes Gespräch und jeden Streit und bevor ihr fragt, nein, ich war auch danach nicht noch einmal dort. Die Hotels sind an die Parkverwaltung zurück gefallen, die mir die wenigen persönlichen Dinge die noch zu retten gewesen und nicht gestohlen worden waren, zukommen ließ. Darunter sogar noch ein altes Fotoalbum aus meiner Kindheit. Gott, es gibt Tage an denen vermisse ich vor allem Elijah und Zack so sehr, das ich mir das Album nehme und einfach darin herum blätter bis der Moment vorbei ist, aber machen wir besser weiter.
Zwei Jahre später, Hannah war gerade sechs Jahre geworden, meldete sich Jessica unvermittelt bei mir. Im ersten Moment war ich wie vor den Kopf gestoßen. So viel Zeit war vergangen und dann plötzlich war da diese Mail. Sie klang zaghaft, ja beinahe unsicher, doch das änderte sich mit jeder weiteren Nachricht, die wir austauschten. Ich brachte sie so ziemlich auf den neuesten Stand, ließ aber die unschönen Nachrichten erst einmal aus, erzählte ihr wie es bei den anderen beiden lief und fragte natürlich wie es Hannah ging und was sich bei ihnen in den letzten Jahren getan hatte. Und das war eine Menge. Unsere Tochter war eingeschult worden und Jessica hatte tatsächlich einen anderen Mann geheiratet. Diese Nachricht unterbrach unseren E-Mail Kontakt für eine Weile und sie hatte gleich mehrere Konsequenzen. Die erste war, das ich drauf und dran war dem Kerl den Hals umzudrehen. Die zweite, das ich für die nächsten Tage allein im Loft wohnte, weil die anderen beiden mir freiwillig aus dem Weg gingen. Und die dritte war tiefe Enttäuschung, nachdem die anfängliche Wut verraucht war. Natürlich war auch ihr Leben weiter gegangen und verdammt, ich wollte doch das Jess und Han glücklich waren beziehungsweise will ich das noch immer. Aber auch noch all der Zeit fühlte es sich an, als würde ich sie ein zweites Mal verlieren. Nur dieses Mal für immer. Ich selbst bin nie wieder eine Form von Beziehung eingegangen. Weder für eine Nacht, geschweige denn für einen längeren Zeitraum, aber das ist mein Ding. Damit hat Jessicas Ehe nichts zu tun.
Auf jeden Fall nahm ich den Kontakt zu ihr schließlich wieder auf und bekam irgendwann Fotos und Videos geschickt, die mir meine Tochter das erste mal zeigten. Das auch Tom dabei war, konnte ich darüber sogar vollkommen ausblenden. Auf einmal durfte ich auf eine entfernte Art am Leben meiner Kleinen Teil nehmen und Scheiße, dafür hätte ich dem Kerl auch die Hand geschüttelt!
Doch dann bekam unser Rudel eines Tages ganz unvermittelt neuen Nachwuchs. Ich war morgens auf dem Weg zur Arbeit, als mir auf einmal ein junger Mann vor den Wagen lief. An sich nichts ungewöhnliches in New York, aber dieser Kerl wirkte völlig neben der Spur und als er dabei war einfach weiter auf die Gegenfahrbahn zu laufen, stieg ich aus und hielt ihn auf. Das er ein Werwolf war, war von der ersten Sekunde klar, in der wir uns in die Augen sahen. Nur bewegte er sich in meinem Revier. Da stimmte irgendwas nicht und wie sich raus stellte, hatte er keine Ahnung was eigentlich mit ihm los war. Drei Monate zuvor war er von einem Wolf angefallen worden und litt nun unter Blackouts, die er sich nicht erklären konnte. Es versteht sich von selbst, das ich ihn nicht einfach wieder gehen ließ, oder?
So trat Brandon in unser Leben und auch wenn es anfänglich schwer war, integrierte er sich schließlich ins Rudel und wurde während der nächsten Wandlungsnächte auch von meiner wölfischen Seite anerkannt. Ich ließ ein paar Kontakte spielen um ihm einen Job zu verschaffen und war zufrieden als er anfing in Abendkursen seinen Abschluss nachzuholen. Dadurch musste ich mir keine großen Gedanken machen ob Zuhause alles rund läuft wenn ich beruflich unterwegs war, denn das geschah eine Zeit lang verdammt häufig. Nicht nur innerhalb Amerikas. Unterdessen wurde ich auch mit der Suche nach passenden Häusern, Villen oder Apartments im Ausland beauftragt, was mich unter anderem nach Dubai, Spanien und sogar Hongkong führte. Außerdem erreichte ich langsam aber sicher einen Grad an Erfahrung, der es mir ermöglichte mich bruchstückhaft an die Dinge zu erinnern, die in den Vollmondnächten geschahen. Das war faszinierend und erschreckend zu gleichen Teilen. Ich meine, zum ersten Mal konnte ich mir Stück für Stück zusammen denken wie die Wolfsgestalt all meiner Rudelmitglieder aussahen, einschließlich meiner eigenen. Das war eine äußerst … intensive Erfahrung.
Ja, und dann erfuhr ich das Jessica sich von ihrem Mann getrennt und die Scheidung eingereicht hatte. Warum und weshalb wollte sie mir nicht wirklich anvertrauen, aber der Scheißkerl musste sie wirklich verletzt haben, denn danach meldete sie sich eine ganze Weile nicht mehr bei mir. Das gefiel mir nicht und ich kehrte zum ersten Mal nach der ganzen Zeit nach Rosewood zurück. Das war ein merkwürdiges Gefühl. Die Stadt hatte sich verändert, aber irgendwie auch nicht. Das Haus in dem wir einst zusammen lebten sah noch immer aus wie vor 12 Jahren. Es waren nur ein paar Meter bis zur Tür und trotzdem wagte ich es nicht einfach anzuklopfen. Was wäre gewesen wenn Hannah geöffnet hätte? Was hätte ich ihr sagen sollen? Gott, ich wusste nicht mal ob ich überhaupt in der Lage gewesen wäre etwas raus zu bringen. Also wartete ich vor der Tür, um Jessica wenigstens einmal zu sehen und sicher zu gehen das sie klar kam. Doch statt meiner Frau, kam ein Pizzabote, dem von einem blonden Mädchen die Tür geöffnet wurde, das mir den Atem stocken ließ. Dieser verdammte Idiot stand mir im Weg, sodass ich sie nur zum Teil erkennen konnte und letztendlich doch ausstieg. Okay, das war nicht richtig, aber ich musste die beiden einfach wieder sehen. Wenigstens einmal. Also schlich ich wie ein Verbrecher um das Haus rum, um durch das Esszimmerfenster ins Haus zu sehen. Natürlich vollkommen in schwarz. Hat wirklich nur noch die Maske gefehlt und der nächste Cop hätte mich bei der falschen Bewegung erschossen. Das darf man eigentlich auch keinem erzählen.
Aber dieses Gefühl Hannah dann wirklich zu sehen … das wird nur ein Vater verstehen können. Sie ist mein kleiner Engel, schon immer gewesen und am liebsten hätte ich sie einfach in die Arme geschlossen. Ich glaube ich beobachtete die beiden ein paar Minuten, bevor ich mich wieder zurück zog. Sie kamen klar, davon war ich überzeugt. Jessica war eine starke Frau und wenn sie über einen epischen Idioten wie mich hinweg kam, dann mit Sicherheit auch über jeden anderen Trottel der sie nicht verdient hat.
Also kehrte ich nach New York zurück und führte mein Leben weiter, ohne zu ahnen das mein nächster Besuch in Rosewood keine weiteren 12 Jahre auf sich warten lassen würde.
Irgendwann lief eine Vermisstenmeldung einer Rosewood-Schülerin in den Nachrichten, die ich bis dato nicht mit Hannah in Verbindung brachte. Wie auch? Der Kontakt zu Jessica war wieder eingeschlafen, nachdem sie in einer letzten Mail angekündigt hatte eine Pause zu brauchen. Vermutlich nicht nur von mir, sondern von allen Männern. Natürlich traf mich das, aber irgendwo konnte ich es auch verstehen. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf was ich ihr damals angetan habe.
Das nächste mal hörte ich eigentlich mehr oder minder erst wieder etwas aus Rosewood, als Chase mich auf einer Geschäftsreise anrief. Sein alter Freund im Krankenhaus hatte ihn um seinen Rat bezüglich eines Patienten gefragt, weswegen er während seines Urlaubs rüber geflogen ist. Dabei erfuhr er nur durch Zufall das Hannah einen Unfall gehabt hatte und in der Klinik lag. Glücklicherweise befand ich mich bereits auf dem Rückweg, sodass ich nur einen Tag später in Rosewood ankam. Und ich war sauer. Jessica hatte es nicht für nötig gehalten mich wenigstens darüber in Kenntnis zu setzen und wahrscheinlich zum Wohl aller redete Chase so lange auf mich ein, bis ich bereit war erstmal tief durchzuatmen, bevor ich etwas anstellte das die Sache noch schlimmer machte. Durch ihn erfuhr ich das Hannah von einem Auto angefahren worden war und das Schwein sich offenbar nicht mal die Mühe gemacht hatte in den Rückspiegel zu sehen. Jessica traf ich im Krankenhaus nicht an, dafür aber Hannah die unter Medikamenteneinfluss schlief. Das ich sie nicht extra aufweckte ist wohl selbsterklärend. Mein kleines Mädchen hatte sich unglaublich verändert zum letzten Mal das ich sie gesehen hatte und ich wünschte damals wirklich das ich mehr Zeit hätte. Doch mein nächster Termin wartete bereits viel zu lange und so ließ ich ihr zwei kleine Präsente da, hoffte das ihr dieKette mit der echten Blüte gefallen würde und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich wieder ging.
Vielleicht hätte ich Jessica doch versuchen sollen zu erreichen, doch während dem Anschlussflug nach Dubai begann ich mich zu fragen warum sie nichts gesagt hatte und musste ein weiteres Mal einsehen das ich offenbar keinen Platz mehr in ihrem Leben hatte. Sie kamen allein zurecht und mein Einmischen würde vermutlich für mehr Chaos sorgen, als das er irgendjemandem nutzen würde. Daher bin ich Chase wirklich dankbar das er mich davon abgehalten hat Jess deswegen anzufahren.
Ich begann mich wieder aus dem Geschehen in Rosewood zurück zu ziehen, in der Hoffnung das Jessica sich melden würde, wenn es wirklich nötig war. Das fiel mir alles andere als leicht, aber welche Optionen blieben noch? Eventuell das Leben der beiden ein weiteres Mal aus den Angeln heben? Nein, dann lebe ich lieber mit der Unsicherheit als dem wissen ihnen weh getan zu haben. Außerdem war es seit März letzten Jahres auch in unserem Rudel mit der eingekehrten Ruhe vorbei, als ich Kit über den Weg lief. Ein Drogensüchtiger Werwolf, für den es noch tiefer kaum gegangen wäre. Wir versuchten ihm ein neues Zuhause zu geben, was wirklich kompliziert wurde, nicht nur wegen dem Entzug den er durchziehen musste. Kit ist ein besonders aggressives Exemplar unserer Art, besonders wenn sich die Tage dem Vollmond nähern. Gleichzeitig wirkt er aber auch oft vollkommen entspannt und ist für eigentlich jeden Blödsinn zu haben … zumindest solange, bis er auf einmal explodiert. Gott sei Dank beginnt sich das mit seiner stetigen Rehabilitation langsam in ein für uns gesundes Maß zu geben, gepaart mit ausreichend Sport und geistiger Entlastung, die er offenbar beim zeichnen findet. Dafür ist er als Wolf verdammt bissig.
Noch im November des gleichen Jahres fiel er Caleb an, der nur vom Sonnenaufgang und meinem Dominanzverhalten in Punkto Beute gerettet wurde. Und wie ihr euch sicher langsam denken könnt, ließen wir auch diesen jungen Mann nicht einfach auf der Straße liegen, was für neuen Zündstoff sorgte und das ordentlich. Caleb und Kit verstanden sich überhaupt nicht. Ersterer war wütend weil sich sein Leben so schlagartig verändert hatte und er damit hoffnungslos überfordert war und Kit sah nicht ein sich die Schuld einfach in die Schuhe schieben zu lassen. Immerhin kann er für sein wölfisches Verhalten nichts. Das Ende vom Lied war, das ich dazwischen gehen musste bevor sie sich gegenseitig ernsthaft verletzt hätten und Caleb sich entscheiden musste ob er blieb oder ging. Er entschied sich für Ersteres und ich setzte mich mit dem Jugendamt in Verbindung, die kurze Zeit später auf der Matte standen. An der Stelle sei mal gesagt, es ist immer wieder herzlich mit was für sozial inkompetenten Fachidioten man es manchmal zu tun hat. Aber gut, das Ding ist durch. Caleb ist offiziell als mein Adoptivsohn eingetragen und die Lage im Rudel hat sich mit der Zeit auch wieder entspannt. Selbst er und Kit kommen mittlerweile miteinander aus, von etwaigen Differenzen abgesehen, aber die gehören bei uns einfach dazu.
So blieb es zumindest bis vor kurzem. Hannahs Geburtstag ist noch immer ein schwieriger Tag für mich, vor allem wenn er auch noch mit Vollmond zusammen fällt, so wie in diesem Jahr. Aber damit war die Sache noch nicht abgegessen, denn Kit schlug ein zweites Mal zu … um es jetzt mal etwas überspitzt auszudrücken. Der junge Dreifachmörder Tyler Blackwell war gerade dabei vom Gefängnis zum Verhandlungsort überführt zu werden, als der Transporter unseren Weg kreuzte, Brandon und Chase dagegen krachten und das Ding mitrissen. Dadurch konnte Tyler sich befreien und beging den Fehler sich aus dem Staub machen zu wollen. Aber Kit war schneller. Er erwischte den Jungen und wir hatten den hoffentlich erstmal letzten Rudelzuwachs, denn die Sache zwischen Caleb und Kit war ja die Krabbelgruppe zu dem was jetzt los geht.
Tyler wird polizeilich gesucht, bis über die New Yorker Grenzen hinaus. Er hat nachweislich drei Menschen umgebracht und ist vollkommen ausgerastet als ihm klar wurde was passiert ist. Wir mussten ihn und Kit räumlich trennen um sicher zu gehen das die Situation nicht sofort wieder eskaliert und vor allem auch um nicht Gefahr zu laufen das Kit ernsthaft verletzt wird oder schlimmeres. Auf der anderen Seite konnten wir den Jungen unter keinen Umständen ausliefern. Beim nächsten Vollmond verwandelt er sich, ob er nun will oder nicht, und wenn er sich zu der Zeit in Haft befindet will ich mir die Folgen dessen gar nicht erst ausmalen. Außerdem wirkte er auf mich vom ersten Moment an nicht wie ein blutrünstiger Killer. Dennoch war ich die ersten Tage der einzige der zu ihm ins Zimmer ging, das er maximal verließ um ins Bad zu gehen. Er war mit allem vollkommen überfordert und ist das auch jetzt noch. Verständlich. Die Attacke ist erst einen Monat her und praktisch im gleichen Atemzug haben wir New York verlassen, um nach Hopespoir Island zu reisen. Eine Insel, die ich bisher nur aus alten Legenden kenne und Tyler ist mehr aus der Not heraus mit uns gekommen, als das er eine wirkliche Wahl gehabt hätte. Ich hoffe wirklich das wir auf der Insel endlich wieder etwas zur Ruhe kommen können und der Kessel bei Tylers erster Verwandlung nicht vollends explodiert.
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Dylan McDermott