Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Antwort schreiben 
After 16 long, long years ...
Qhuinn & Tyler Blackwell
Verfasser Nachricht
   22.12.2022, 18:29
Beitrag #1
Zitat

Administrator
*******



After 16 long, long years ...
Charakter
Qhuinn & Tyler Blackwell aka Rhampage

Situation
Noch vor gut 18 Jahren wäre es für Qhuinn unvorstellbar gewesen ein echtes Mitglied der Bruderschaft, ganz zu schweigen davon Vater zu werden. Trotzdem war es passiert. Der König gewährte ihm endlich eine Lebenslange Bestimmung und Layla schenkte ihm etwas eigenes in dieser Welt. Nach all den Entbehrungen seines bisherigen Lebens, hätte der frisch gebackene Vater kaum glücklicher sein können, als er seine beiden Kinder das erste Mal im Arm halten durfte.
Vielleicht hätte ihm das alles da schon spanisch vorkommen müssen. Wann war ihm je etwas Gutes wiederfahren, ohne das er die Quittung dafür zahlen musste. Dieses Mal jedoch traf es nicht nur ihn.
Nach einer notwendigen Untersuchung der Zwillinge in Havers Klinik, wollte die kleine Familie eigentlich wieder zum Anwesen zurück fahren, wurde jedoch von Lessern überrascht, mit denen zu dem Zeitpunkt niemand rechnete. Schließlich war es schon Monate lang ruhig um die Gesellschaft der Schergen Omegas geworden. Eine fatale Fehleinschätzung.
Layla ging als erste bewusstlos zu Boden und obwohl sie nicht mehr als Freunde waren, entfesselte dieser Anblick die Bestie in Qhuinn. Nur er stand zwischen dem Feind und seiner Familie. Seinem eigen Fleisch und Blut. Vermutlich hätten nicht einmal seine besten Freunde geahnt, zu welcher Stärke er in einer solchen Situation fähig wäre.

Der Kampf war unerbittlich. Qhuinn wurde zum lebenden Schild für Layla und seine Kinder. Er steckte ein und teilte mindestens so hart wieder aus. Letztendlich jedoch verlor er seine starke Position, geriet immer weiter in die Definsive und als er wählen musste, nahm er seine kleine Tochter zuerst an sich. Eine rein instinktive Entscheidung, die vermutlich vielen Umständen geschuldet war.
Ihre Erscheinung rettete ihm damals auf der Landstraße das Leben.
Von ihr hatte er geträumt.
Sie war der Grund, warum er sich Layla während ihrer Triebigkeit letztendlich hingab.
Sie war das zu beschützende Geschlecht.

Keiner dieser Gründe aber war ein echter, bewusster Gedanke in den Sekundenbruchteilen, in denen er das kleine, schreiende Bündel an sich nahm und damit das Schicksal seines Sohnes besiegelte. Während Lyric in Sicherheit war, fiel Rhampage dem Feind in die Hände. Stark dezimiert und einem scheinbar unbesiegbaren Bruder und Vater gegenüber stehend, entschloss sich der Anführer der feindlichen Gruppe zum Rückzug. Seine Leute deckten den schwarzen Hummer mit einem wahren Kugelhagel ein, während er sich mit dem Säugling aus dem Staub machte.
Natürlich wollte Qhuinn ihn verfolgen. Als sein eigener Sohn im Wagen des Feindes davon rauschte, seinem sicheren Tod entgegen, zerriss etwas in dem noch jungen Bruder. Ein Teil von ihm verschwand in diesen winzigen Augenblicken. Blieb bei Rhampage. Würde mit ihm sterben.

Als schließlich endlich Verstärkung eintraf, war von der Schrottschüssel nichts mehr zu sehen. Die Lesser waren weg, zusammen mit dem Baby.
Zwei Tage später fanden sie das Auto außerhalb der Stadt. Um einen Baum gewickelt und verlassen. Nur schwarze Plörre, kein rotes Blut. Doch Rhampage sollte für die nächsten 16 Jahre verschwunden bleiben.
16 Jahre voller Schuldgefühle und Schmerz.
16 Jahre, in denen beide Eltern alles taten um zumindest ihre Tochter mit aller Liebe und Hingabe groß zu ziehen.
16 Jahre, in denen keiner der beiden aufhörte zu glauben, zu beten und zu suchen.

Dann war es eines Nachts soweit.
Der Krieg hatte buchstäblich die Türschwelle der Bruderschaft der Black Dagger erreicht. Das eigentlich bombensichere Anwesen wurde vom Feind überrannt. Aber wer jetzt glaubt dass das das Ende ist, der irrt sich gewaltig. Im Moment der größten Not, erschien nicht die leuchtende Gestalt der Jungfrau der Schrift, sondern der gleißend helle Feuervogel aus aller Herren mythologischer Geschichten. Gott der Magie. Schutzpatron des Übernatürlichen.
Der Phönix.
Seine Flammen legten sich schützend um die tapferen Krieger und ihre Familien bis der Lärm des Kampfes versiegte und die Welt der Menschen wie kühler Nebel in seichtem Morgengrauen schwand.

Oh ja, das war jetzt sehr poetisch. Weniger stilvoll waren die saftigen Flüche, die aus zwei Dutzend Kehlen drangen, als den Vampirkriegern und ihrem König klar wurde, wo sie gestrandet waren. Im Land der Asche! Zuhause und Hochburg der zweiten vampirischen Art, inklusive eigenem Königshaus. Jackpot!
Auf der anderen Seite darf sich niemand beschweren. Immerhin erlitten die Reihen der Krieger keinerlei Verluste und zudem sitzen sie erst einmal wieder im Trockenen.
Der Nachteil: Jetzt sind sie gezwungen sich mit der Insel und den darauf lebenden Wesen auseinander zu setzen. Bedenkt man, das ihre homogene Gesellschaft alles andere als aufgeschlossen gegenüber anderen Rassen ist, könnte das durchaus problematisch werden.
Aber was ist mit Qhuinn und Layla. Die ganze Dimension zu verlassen in der ihr Sohn noch irgendwo sein könnte, setzt ihnen erheblich zu. Aber ist ihre Lage wirklich so hoffnungslos?

Nur ein paar Meilen von ihrem neuen Zuhause entfernt, thront das Anwesen der Direwolfs. Eines ihrer jüngsten Mitglieder: Rhampage aka Tyler! Als Baby aus einem Autowrack geborgen und in einem New Yorker Waisenhaus gelandet, wurde der Junge von einem wohlhabenden Menschenpaar adoptiert. Seinem faszinierend außergewöhnlichen Blick konnten die beiden einfach nicht wiederstehen.
Tragischerweise endete das ganze weniger erfreulich, als Tyler beschloss seiner geschändeten Freundin und ihrer Tochter/Schwester zu helfen, indem er die Familie der beiden in einer Nacht- und Nebelaktion tötete. Von da an ging sein Leben steil bergab, bis zu der Vollmondnacht in der er den Direwolfs während seines Gefangenentransports über den Weg fuhr.
Selbst noch ein Prätrans der von nichts eine Ahnung hatte, setzte sich der Werwolfs-Virus in ihm fest und schrieb seinen genetischen Code komplett um. Aus dem zukünftigen Vampir sehr starken Blutes, wurde eine reißende Bestie um den Vollmond herum. Doch ganz gab sich die kriegerische Natur seines Vaters nicht geschlagen. Seit seiner Wandlung suchen Tyler merkwürdige Träume heim. Von Blut, Fängen und blassen Scheißkerlen in dunklen Gassen. Manchmal erwachte er von einem lauten krachen, der fast wie ein Autounfall klang. Er träumte von Schüssen, knurren und fauchen. Von einer kraftvollen, männlichen Stimme die etwas rief, das merkwürde Sehnsucht in ihm auslöste: Rampage.

Jetzt kann man es natürlich als naiv erachten, das Ty irgendwann Rat bei seinem Rudel suchte und sieh einer an, von Null auf Hundert übten sich plötzlich alle im Bereich der Traumdeutung. Von psychotischen Alpträumen, über mediale Voraussagen a la Orakel-Alarm bis hin zu verdrängten Erinnerungen war alles dabei.
Dexter kam schlussendlich zu der Überzeugung die Sache lieber in professionelle Hände zu legen. Anders gesagt, Ty landete neben Kit beim Psycho-Doc. Naja, war ja ohnehin überfällig. Und führte letztendlich zu einer Hexe, die aktive Ahnenforschung mittels Magie betrieb. Na herrlich, ne Séance und Gläserrücken hatten ihm ja grade noch gefehlt. Aber Tyler stellte schnell fest das das ganze doch keine so große Zeitverschwendung war wie gedacht, denn sie Frau zeigte ihm gezielte Bilder die er aus seinen Träumen wiedererkannte. Und sie konnte ihm sagen was er wirklich vor seiner Verwandlung gewesen war: Ein Vampir. Ein VAMPIR! Noch nicht fertig gebacken, aber immerhin. Und wie es der Zufall will, befand sich ein Clan dieser speziellen Vampire seit kurzem offiziell auf der Insel. Wirklich Zufall? So langsam wurde er da ja skeptisch. Also rafft er seinen Mut eines Abends zusammen und macht sich mitsamt einer knappen Beschreibung der beiden Vampire aus seinen Träumen – die die Hexe unter mehreren Sitzungen langsam raus filtern konnte – auf den Weg dorthin. Was er sich erhofft? Schwer zu sagen. Die wage Möglichkeit eines Bevölkerungsregisters samt Passbild vielleicht? Aber ganz sicher nicht, das Ziel seiner Reise bereits erreicht zu haben …

Facts
~ im Gegensatz zu seiner Schwester, die die Augen ihres Vaters geerbt hat, leidet Tyler unter sogenannter Iris-Heterochromie, was bedeutet das in beiden Iris die satten Farben von Grün und Blau vertreten sind
[Bild: TylerEyes.png]
Offline Alle Beiträge dieses Benutzers finden
   28.12.2022, 15:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.12.2022 17:32 von Tyler Blackwell.)
Beitrag #2
Zitat

Junior Member
**



RE: After 16 long, long years ...
Hose 1 + Hose 2 + Hoodie + Kompressionsbandage

Einstieg

Heilige Scheiße, was trieb er hier eigentlich? Seit fast einer geschlagenen Stunde tigerte Tyler jetzt schon vor dem riesigen, dunklen Anwesen auf und ab. Etwa einen Kilometer hinter ihm hatte sein PDA irgendwo rot angeschlagen. Er hockte also mitten im Gebiet der freiwilligen Blutspende. Und seine Laune wurde nicht besser. Im Gegenteil. Mit jeder Minute wurde er unruhiger. Nervöser. Verbissener. Ob er sich also in den eigenen Schwanz beißen wollte oder nicht, Kit behielt recht. Es war absolut keine bombastische Idee, nicht mal eine ganze Woche vor Vollmond hier aufzulaufen. War ja auch nicht so, als hätten die paar Tage den Kohl noch fett gemacht. Nach 16 Jahren. Aber nein, sein innerer pseudo Vampir wollte ja keine Ruhe geben. Seit die Hexe sein Unterbewusstsein angezapft hatte, gab der Dreckskerl vollgas. Richtig pennen, oder sich ernsthaft auf was anderes zu konzentrieren war kaum noch möglich. Ständig fragte er sich wie es sein konnte das er, ausgerechnet ER, ein Vampir hätte werden sollen. Und wie zur Hölle konnte er dann jetzt hier landen, als WERWOLF? Was war mit seinen Eltern? Wollten sie ihn nicht? Stimmte schon immer was nicht mit ihm? Lebten sie überhaupt noch? Wer und wie waren sie? Gab es überhaupt greifbare Antworten auf all diese Fragen?
Frustriert knurrte Tyler in den späten Abend. Blieb stehen, scharrte mit den Sohlen und ließ den Blick schweifen. Eine massive Mauer umgab das Anwesen, von dem von hier aus nur die obere Etage und das Dach er erkennen war. Licht brannte hinter einigen Fenstern. Die Bewohner waren also definitiv wach. Fuck. Damit brach ein sehr überzeugendes Argument weg, eben nicht auf diese beschissene Klingel am Gusseisernen Tor zu drücken.

Meine Fresse, bist du ne Pussy oder was? Jetzt reiß dich mal zusammen!
Wovor hatte er eigentlich Angst? Weniger als er bisher wusste, konnte wohl kaum dabei raus kommen. Oder fürchtete er sich eher vor dem Gegenteil. Denn wenn man mal ehrlich war, von seinen Eltern … Adoptiveltern einfach fallen gelassen zu werden, wo er sie am meisten gebraucht hätte, hatte den jungen Werwolf unfassbar verletzt. Und es bestand die durchaus reelle Chance, das seine leiblichen Eltern auch nichts von ihm wissen wollten. War das Ganze dann den Aufwand wert? Er hatte schließlich eine Familie. Ein Rudel. Und das nahm ihn so, wie er war. Sie akzeptierten die Bestie seiner Natur und den Mörder, der er geworden war. Das war wirklich nichts das er von zwei Personen fordern könnte die ihn gar nicht kannten. Das Problem war, genau das würde er tun. Sie teilten die gleiche DNA. Für das verlassene Kind in seinem Innern war das allein Grund genug Verständnis und Geborgenheit zu erwarten.
Gott, er war doch echt erbärmlich! Nachts in Sarahs Haus einzudringen und ihre Familie wie Schlachtvieh nieder zu metzeln, dafür war er hart genug gewesen. Aber vor seinem eigenen Ursprung schreckte er zurück?
Tylers linke Hand ballte sich so fest zur Faust, das seine Knöchel weiß wurden. Die gleiche Spannung auf der rechten Seite quittierten seine gerissenen Muskeln mit scharfem Schmerz, der selbst seine Großhirnrinde noch in Brand steckte. „Fuck!“

Sofort wurde er aus seinem Selbstmitleid raus gerissen und in heiße Wut geworfen. Dieser saublöde, verkackte Riesenköter! Scheiße. Tylers Oberarme hatten fast den doppelten Umfang als die des beschissenen Koreaners und trotzdem war er derjenige der die Kompressionsbandage von Schulter bis Ellenbogen tragen musste. Und warum? Weil er den Wichser schlichtweg unterschätzt hatte! Die Konsequenz? Er konnte nicht mal die morgendlichen Sportrunden richtig mitmachen. Vom Wrestling ganz zu schweigen. Selbst zocken ging nur bedingt, der Armhaltung wegen. Und seine Drums? Hah! Sehr witzig. Mit jedem Tag mutierte er also mehr zum echten Pulverfass, in dessen Kopf non-stop Chaos herrschte.
Mittlerweile war Tyler wieder am Tor angekommen, das ihm freien Blick auf die breite Auffahrt bot. Oh nein, das hier war wirklich keine gute Idee. Scheiß auf anständigen Schlaf. Wenn er hier jemandem richtig ans Bein pisste, würde er vielleicht nie erfahren wo er wirklich her kam. Das war es nicht wert.
Wieder schoss ihm dieses Geräusch unvermittelt durch den Kopf, das er mit einem Aufprall verband. Als wollte es ihn davon abhalten zu gehen. Tonnen Blech und Maschinerie, die gewaltsam auf Widerstand trafen. Metallisches Kreischen und Knirschen. Ty schüttelte den Kopf wie ein wilder Wolf. Vielleicht war es wirklich die Erinnerung an einen Unfall und seine Eltern starben dabei. Dann war ohnehin alles sinnlos. Blödsinn! Gewissheit ist nie sinnlos.

Trotzdem wendete Tyler sich bereits vom Tor ab, als plötzlich eine Stimme erklang, die ihn erschrocken inne halten ließ. „Guten Abend, junger Herr. Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Noch während er herum fuhr, erwartete der junge Werwolf bereits einen älteren Mann. Und er wurde nicht enttäuscht. Der Typ sah schon ein bisschen aus wie ein Faltenhund, wenn seine glänzenden, wachen Augen hinter dicken Brillengläsern diese Einschätzung nicht Lügen gestraft hätten. Den Klamotten nach wirkte der Mann wie eine Art Butler. Ein merkwürdig fremder Gedanke im ersten Moment, doch dann erinnerte Tyler sich selbst wieder daran das hier Vampire lebten. Wenn er sich so manche Kandidaten aus der Schule vor Augen rief, traute er denen durchaus zu sich noch den Arsch abwischen zu lassen. Trotzdem. Junger Herr?
Ihm musste seine Irritation ins Gesicht geschrieben sein, denn der Butler blinzelte kurz überrascht, ehe er sich fing und von einem Ohr zum anderen lächelnd, das Tor öffnete.
“Verzeihen Sie bitte. Mein Name ist Fritz. Ich bin der Butler des Hauses.“ Aha. Mysterium Nummer eins schon mal gelöst. Allerdings folgte eine derart tiefe Verbeugung das Ty schon glaubte der Kerl hätte was verloren. Gleich darauf fühlte er sich absolut unwohl in seiner eigenen Haut. Noch nie hatte sich jemand vor ihm verbeugt und er merkte sofort, er mochte das irgendwie gar nicht. „Kein Grund sich zu entschuldigen“, murmelte er also leise und verlagerte sich Gewicht unruhig auf das andere Bein.

Erwartungsvoll blickten ihm die leicht wässrigen Augen wieder entgegen. Aus irgendeinem Grund fielen Tyler dabei die tiefen Lachfältchen auf, die den Mann unfassbar sympathisch aussehen ließen. Als könnte man ihm einfach alles anvertrauen. Das gab dem jungen Werwolf komische Sicherheit und er beschloss den Sprung einfach zu wagen. Jetzt war es eh egal. „Ich bin auf der Suche nach zwei Vampiren der hier lebenden Art und wollte mal fragen ob einer der Bewohner bereit wäre mit mir zu sprechen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit mir bei der Suche zu helfen.“
Von jetzt auf gleich schien der Butler regelrecht zu strahlen. „Aber natürlich, junger Herr. Kommen Sie doch rein. Ich werde Ihre Anwesenheit unverzüglich melden.“ Und siehe da, der Frack trat zur Seite und verbeugte sich ein weiteres Mal. „Könnten Sie damit vielleicht aufhören?“, fragte Tyler peinlich berührt, was er natürlich krampfhaft versuchte zu verbergen. Er war niemand vor dem man sich verneigen musste. Wirklich nicht.
Allerdings folgte er der Aufforderung und betrat das Gelände. Seltsam, dieses Gefühl, das ihn dabei auf einmal überkam. Sein Unterbewusstsein erschauderte und sein Körper reagierte mit unerklärlicher Gänsehaut. Spürte ein Teil seiner alten DNA doch noch Ihresgleichen?

Hinter ihm wurde das Tor geräuschvoll wieder geschlossen und dann marschierte der Butler fröhlich – wirklich fröhlich! - an ihm vorbei und übernahm die Führung. Tyler indessen ließ den Blick schweifen. Ein großer Brunnen stand in der Mitte der Kies bedeckten Auffahrt. Das Anwesen dahinter wirkte monströs und dunkel. Wie man sich ein klischeehaftes Zuhause von Vampiren eben vorstellte. Das Gebäude musste schon echt alt sein. Gargoyles starrten von den Dachsimsen auf ihn herab. Kurz traf ihn der sehr lebendige Gedanke, das die Viecher jeden Moment los flattern könnten.
Na toll. Vielleicht sollte er doch mal weniger Horror-Spiele zocken. Stattdessen ne Runde 'My Little Pony' oder so. Brr.
„Hier muss ich Sie bitten doch nochmal einen kurzen Augenblick zu warten.“
Schon wieder! Als hätte ihm der Kerl eine gewatscht, schoss Tylers Blick zu dem kleinen Mann. Mehr mechanisch als bewusst nickte er. „Okay.“ Was sollte er auch sagen? Er konnte seinen Arsch da ja schlecht mit Gewalt rein schieben. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit des alleinseins, um Dex eine Nachricht zu schreiben. Am liebsten wäre sein Alpha ja ohnehin mitgekommen. Aber auch wenn Ty das ein sehr warmes Gefühl in der Brust beschert hatte, er musste das hier allein machen. Wie sollte das auch aussehen, wenn ihm sein Leitwolf hier die Stange hielt? Er war doch kein Kind mehr verdammt!

Irgendwo über ihm wurde ein Fenster geöffnet und das stetige Dröhnen eines dezenten Staubsaugers drang an Tylers empfindliche Ohren. Er legte den Kopf in den Nacken, konnte aber nichts entdecken. Stattdessen wurde die Haustür kurz darauf wieder geöffnet und zum zweiten Mal schnitt warmes, goldenes Licht wie eine Klinge durch den Abend. Fritz war wieder da.
„Bitte. Kommen Sie. Die Herrschaften erwarten Sie.“
Okay, jetzt zog sich Tylers Magen krampfhaft zusammen. Die Herrschaften? Wo war er hier gelandet? Und vor allem, wie vielen Vampiren stand er gleich gegenüber? Allein. Auf ihrem Grund und Boden. Oh Scheiße, vielleicht hätte er Dex doch mitkommen lassen sollen.
Wehe du kneifst jetzt!
Was wurde das hier? Entwickelte seine innere Stimme ne eigene Persönlichkeit? Unkontrolliert stieß der junge Werwolf ein Geräusch aus, das sich irgendwo zwischen knurren und seufzen in der Mitte traf.
„Ich versichere Euch“, fing Fritz da plötzlich einfühlsam, aber ernst an. „Es ist alles in Ordnung, junger Herr. Ihr seid hier sicher.“
Tyler starrte den alten Mann an. Er wusste, er müsste diese Worte unheimlich finden. Sie sollten ihn wachsam, zögerlich werden lassen. Aber das Gegenteil war der Fall. Da lag so viel Warmherzigkeit und vor allem Aufrichtigkeit in der leicht bleiernen Stimme, in diesen ehrlichen Augen, das Tyler sich entspannte. Er lächelte sogar ein bisschen. Dann trat er ein.

Erstmal landete er in einer Art Vorraum. Eine zweite Tür direkt vor der Nase, die ihm ebenfalls geöffnet wurde. Und dahinter … Ty blieb wie vom Donner gerührt stehen. Mit einem Schlag stürzten so viele Farben, Eindrücke und Gerüche auf ihn ein. Komplette Reizüberflutung!
Die Halle in der er stand war atemberaubend schön und groß. Jadefarbene Säulen stützten eine mindestens 8 Meter hohe Decke, unter der sich ein Gemälde wölbte, das für gewöhnlich in Palästen aus der Renaissance zu finden war. Bunt und lebendig zeigte es eine brutale Schlacht, während darunter, in gegensätzlicher Harmonie, ein Apfelbaummosaik den polierten Boden zierte. Die Äste standen in voller Blüte und erst als Tylers Schuhspitzen den ersten Ausläufer erreichten, blieb er stehen. Traute sich nicht weiter zu gehen und auf diese wahnsinnig detaillierte Handwerksarbeit drauf zu treten.
Wann war er überhaupt weiter gelaufen?
Langsam hob er den Blick. Sah die herrschaftliche Freitreppe hinauf, deren Stufen natürlich mit tiefrotem Teppich bespannt waren. Heilige Scheiße, es war wirklich egal wohin er sah. Überall herrschte überwältigender, altertümlicher Prunk. Alles glänzte und reflektierte. NIEMALS hätte er sowas hinter diesen düsteren Mauern erwartet.
Tylers PDA vibrierte. Er zog es aus der Hosentasche. Dex. Fragte ob er Unterstützung bräuchte. Kurz überlegte der Werwolf tatsächlich, doch er war einfach zu stur und zu stolz. Das waren seine Eltern. Seine leibliche Familie. Er wollte das allein schaffen. Wenigstens dieses Gespräch hier.

„Junger Herr?“
Wieder reagierte Ty wie mechanisch und registrierte zum ersten Mal das sich irgendwas verändert hatte. Er brauchte einen Moment bis ihm aufging was es war. Die Geräusche. Sie waren verstummt. Bis vor ein paar Augenblicken hatte er Stimmen und das Klappern von Besteckt gehört. Der Anblick der Halle hatte ihn das völlig ausblenden lassen, wo er sonst eigentlich immer auf der Hut war. Werwolfskrankheit. Jetzt nahm er das Fehlen dieser Geräusche umso intensiver wahr.
„Fritz informierte mich gerade, das wir einen unerwarteten Gast haben. Ich habe ihm gestattet ihn einzulassen.“ Oha, die Stimme war verflucht tief und herrisch. „Wir werden dich brauchen, V.“
Damit gings wohl los. Tyler sah den warmen, auffordernden Blick des Butlers, atmete noch ein letztes Mal durch und marschierte dann mit gestrafften Schultern über das Mosaik. Er war ein Werwolf. Ein Direwolf. Der Siegelring an seinem Finger und die Gürtelschnalle schrien es in die Welt hinaus. Er mochte von diesen Vampiren etwas wollen, aber er vertrat hier auch sein Rudel. Er durfte jetzt nur nicht die Kontrolle verlieren und Ärger vom Zaun brechen.

Im Türrahmen eines großen Esszimmers blieb er schließlich stehen und kassierte gleich den nächsten visuellen Kinnhaken. Da saßen keine blassen Hungerhaken aus dem gefühlt 16. Jahrhundert am Tisch, in deren Gesellschaft er mit seiner Emo Punk Schiene wie eine Handgranate detonierte. Nein, ihn starrte eine bunte Mischung an, die sich nicht mal Stephen King hätte ausdenken können. Von legerem Casual, über maßgeschneiderte Anzüge, hübschen Kleidern und tiefschwarzem Leder war ALLES dabei. Und die Kerle sahen aus, als wären sie gerade frisch aus dem Anabolika-Katalog gehüpft. Irgendwie zumindest. Scheiß die Wand an! Da war kein Gramm Fett an diesen Kampfmaschinen. Und die passive Aggressivität gepaart mit Irritation und gehörigem Misstrauen waren praktisch die Würze auf dem Braten. Direkt vor ihm hockten etwa 1000 Kilo geballte Mordlust zwischen Tafeldeckchen, Kristallgläsern und Suppenlöffeln. Silber, versteht sich! Allein bei dem Geruch der Legierung zog sich seine Haut im Nacken spürbar zusammen, als wollte sich ihm instinktiv das Fell aufstellen.
Tyler kramte in seinen Gehirnwindungen nach einer passenden Begrüßung.
„Fuck!“
Ja, das war sie definitiv NICHT!

[Bild: tyler%20sigi.png]
Offline Alle Beiträge dieses Benutzers finden
   29.12.2022, 18:37
Beitrag #3
Zitat

Junior Member
**



RE: After 16 long, long years ...
Outfit

Ein neuer Tag im Paradies.
Manch einer würde diese Insel wohl genau als eben dies betrachten. Und soweit der Bruder das bisher sagen konnte war das auch der Fall. Zumindest dann wenn man sich auch darauf einlassen konnte. Sein Herz jedoch sträubte sich mit jeder Faser seines Seins dagegen und wollte nicht einmal den grundlegenden Gedanken zulassen das hier als sein neues zu Hause zu betrachten. Auch wenn das hier oben dasselbe Anwesen war, in dem er nun schon so lange lebte und das seine Heimat geworden war… gab es dennoch zwei wesentliche Faktoren die ihm da gerade einen Strich durch die offensichtliche Rechnung machten. Zum einen waren sie nicht mehr in der normalen Welt sondern irgendeine ihm fremde Sphäre. Aber das war etwas womit er klar käme wenn der primäre Faktor .. in Form seines Sohnes hier wäre.
Rhampage.
Sechzehn lange Jahre waren bereits ins Land gezogen und die Hoffnung ihn zu finden, mochte sie auch noch so gering sein, würde er nicht fallen lassen. Eher würde er in den Schleier eintreten als aufzugeben. Und Qhuinn war eindeutig zu stur dafür als das er sein Leben verlieren würde, bevor er seine Familie hatte wieder zusammen bringen können.

Familie war ein großes Wort für den Vampir. Er selbst hatte nie aus nächster Nähe erfahren was es wirklich bedeutete Eltern oder Geschwister zu haben. Diese Liebe zwischen den Eltern und den Kindern hatte er nur bei Blaylock zu Hause kennen gelernt. Und er hatte diese mit fortschreitender Schwangerschaft nur zu gern an seine Kinder weitergeben wollen.. oder es zumindest gern versucht. Qhuinn hatte des öfteren an sich gezweifelt, alleine schon aufgrund dessen das er nicht wusste ob er wirklich ein richtiger Vater hatte sein können oder ob er am Ende auch so wie sein Erzeuger war. Heute wusste er das er genau so nicht geworden war. Lyric war zu einer jungen Teenagerin heran gewachsen die das Herz am rechten Fleck hatte und dennoch nicht auf den Mund gefallen war. Kurz um eine gute Mischung aus Layla und ihm. Auch wenn es ihm selbst gar nicht gefiel wie verdammt dünn sie war. Ja er war in den Kreisen der Glymera aufgewachsen und wusste nur zu gut welche Ansichten sie vertraten und genau deswegen wollte er nicht das Lyric zu einem Hungerhaken mutierte. Sie war perfekt … so wie sie war und daran bestand kein Zweifel.

„Papa.. kommst du!“, riss ihn die Stimme seines Sonnenscheins aus seinen Gedanken. Sie schien dafür ein richtiges Talent entwickelt zu haben. Und Qhuinn griff wohlwollend zu. Es war nicht so das er diese Gedanken verdrängen wollte. Doch auch Qhuinn brauchte zumindest mal eine Pause. Und eben diese bekam er nun für die nächste halbe Stunde, wenn alles gut lief und davon war hier oben wohl auszugehen. Q verließ zusammen mit Lyric das Zimmer und begleitete sie nach unten in die Eingangshalle. Es war schön merkwürdig zu wissen das sich hier innerhalb der Mauern rein gar nichts geändert hatte. Das sah außerhalb schon anders aus. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. „Gehen wir heute Abend in die Stadt?“, erklang die Stimme der jungen Prätrans kaum das sie auf das Mosaik getreten waren und Qhuinn konnte nicht anders als zu lächeln und zu nicken. „Natürlich.. möchtest du denn zu einem bestimmten Ort?“ Nicht das sie bisher die Möglichkeit genutzt hätten sich hier genauer umzusehen. „Nein noch nicht.. aber die Mall wäre doch ein guter Start. Vielleicht finden wir ja passendes für dich.“ Und da war es wieder, diese freche Art die Sie eindeutig von ihm geerbt haben musste. „Ist das so.. wohl eher für dich. Du brauchst mich doch nur als Vorwand zum shoppen.“ Damit piekste er sie leicht in die Seite ehe sie den großen Speisesaal betreten und somit zu den letzten gehörten die sich an den großen Tisch platz nahmen.

„Wenig geschlafen, was?“, sah er John zeigen kaum das er sich neben ihn gesetzt hatte. „Das könnte ich dich auch fragen.“ Es war deutlich zu erkennen, zumindest für ihn das John wohl noch weniger schlaf gefunden hatte als er selbst und er wollte sich hier gerade nicht die Blöße geben. Zum Glück waren sie schon im nächsten Moment von Fritz unterbrochen worden, der das Wort direkt an Wrath richtete. Nicht überraschend, immerhin war er ja auch der König. „Verzeiht mir gnädiger Herr. Vor der Tür steht ein junger Mann. Er sagt er sei auf der Suche nach zwei Vampiren und erbittet die Hilfe ihrerseits.“ Das ließ nicht nur Wrath den Blick heben, sondern auch den Großteil der anderen ehe Fritz auch schon das Einverständnis erhielt und sich wieder auf den Weg zur Tür machte. „Wer kann das bloß sein? Doch wohl keiner der Speichellecker, oder?“, erklang die Stimme von Vishous und Tohrment meldete sich ebenfalls sogleich: „Das man uns hier so einfach aufsuchen kann ist echt scheiße.“ Doch man hatte Ihnen versichert das sie auf jeglichen Schutz nicht mehr angewiesen seien und sie hatten es für den Moment versuchen wollen. Als aus der Küche auch schon ZSadist herein kam und fragte was los sei.
„Fritz informierte mich gerade, das wir einen unerwarteten Gast haben. Ich habe ihm gestattet ihn einzulassen. Wir werden dich brauchen V.“, war es erneut Wrath der sich zu Wort meldete während Qhuinn bereits nach etwas zu trinken greifen wollte. „Ja, ich bin für alles bereit.“, meinte der tätowierte Vampir ehe sie gespannt auf die Ankunft des Gastes warteten. Vielleicht in der Hoffnung vielleicht doch auf etwas zu stoßen was sie mit ihrem bisherigen Leben verband? Das konnte wohl nur zwei der Anwesenden zu hundertprozent sagen, denn eben jene waren dazu in der Lage die Gedanken von ihnen allen wahrzunehmen. Etwas was Qhuinn gern umging wenn er ehrlich war.

Und dann trat der dunkelhaarige junge Mann in den Speisesaal und während wohl nicht nur seine eigenen Alarmglocken einfach ansprangen und das aufgrund der Tatsache das sie da einen Werwolf vor sich hatten, war da auch noch etwas anderes. Er glaubte wahrnehmen zu können das er sich wie ein Prätrans anfühlte, jedoch lediglich ganz schwach. Qhuinn hatte den Blick noch nicht ganz gehoben als es John war der ihn anstieß und das um einiges stärker als gewollt.
„Fuck!“, sagten der Fremde und Qhuinn beinahe zeitgleich.
Erschreckend?
Absurd?
„Was soll der Scheiß?“, wollte er von John wissen als dieser mit seinen Händen auf seine Augen deutete und zu dem Neuankömmling deutete. “Seine Augen“, konnte er von dessen Lippen lesen und nun hob der Dunkelhaarige den Blick richtig um in das Gesicht des Fremden zu sehen. Er machte einen kräftigen und trainierten Eindruck. Hatte sehr charismatische Gesichtszüge, aber das was ihn stutzen ließ waren tatsächlich seine Augen. Diese grauen Nuancen die sich sowohl abgrenzten als auch auf fesselnde Weise miteinander verschmolzen. Dieses Farbenspiel was in Natura wohl blau-grün war kannte er. Und er sah sie jeden Tag in seinen Träumen und wenn er wach war auf den wenigen Bildern die er von seinen beiden Kindern besaß.
„Das.. kann doch nicht..“
Qhuinn hatte nicht einmal mitbekommen das er bereits aufgestanden war. Geschweige denn das rumpeln des Stuhls welcher auf den Boden aufgeschlagen war. Ohne weiter nach zu denken ging er die wenigen Schritte an den Anwesenden vorbei und auf den Jungen zu. Layla und Lyric. Er wusste nicht was die beiden taten und er bemerkte auch nicht wie die Blicke ihm folgten während sein eigener auf den Werwolf gerichtet war. „Wie… ist dein Name?“ War das seine eigene Stimme? Hatte er das überhaupt laut ausgesprochen oder nur gedacht?

[Bild: qhuinnbanner.png]
Offline Alle Beiträge dieses Benutzers finden
   30.12.2022, 12:50 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.12.2022 12:51 von Tyler Blackwell.)
Beitrag #4
Zitat

Junior Member
**



RE: After 16 long, long years ...
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Tyler hatte keine Ahnung was genau er eigentlich erwartet hatte. Aber das hier? Never! Er fühlte sich, als wäre er in irgendein abgefahrenes Paralleluniversum geplumpst. Und das wollte nach der ganzen Scheiße mit Werwölfen, dem Phönix und einer magischen Insel schon was heißen.
War es da ein Wunder dass das Ding zwischen seinen Ohren im ersten Moment nichts anständiges auf die Ketten bekam? Der Witz an der Sache, er war offenbar nicht der Einzige dem dieser eindrucksvolle Aussetzer passierte! Praktisch zeitgleich mischte sich seine eigene Stimme mit der eines Vampirs links von ihm. Klar dass das Tylers Aufmerksamkeit weckte. Nur die Intensität mit der sein Kopf zu der Quelle herum fuhr, entbehrte jeder Logik. So wie das immense Beben, das sein Innerstes plötzlich erschütterte.
“Rampage!“
Der Schrei in seinem Kopf war so laut. So lebendig, das Tyler sich komplett verspannte. Etwas in ihm brüllte auf, von dem er nicht wusste ob es der Wolf oder der Vampir war. Aber es bewirkte, das sich seine hübsche, kleine Welt nach innen richtete. Die Geräusche in seinem Kopf, die ihn eigentlich nur in seinen Träumen heim suchten, wurden ohrenbetäubend laut, während seine Umgebung in sich zusammen schrumpfte.
Hatte er sich bis eben noch Gedanken um all die Leute an diesem Tisch gemacht, verschwammen ihre Gesichter nun zu einer undeutlichen Masse. Alle bis auf eines: Markant und charismatisch. Dunkelgraue Piercings. Schwarze Haare. Verschiedenfarbige Augen. Eins blau, eins grün.
“Rampage!“

Undeutlich sickerte ein dumpfer Knall in Tylers Bewusstsein. Etwas vibrierte an seiner Hüfte. Ersticktes Keuchen von irgendwoher. Scheißegal. Alles was seine Augen und seine Aufmerksamkeit verfolgten, war dieser eine Mann. Wie er aufstand, an den anderen vorbei marschierte und direkt auf ihn z... Tylers Werwolfsinstinkte packten zu, noch bevor er die Puzzleteile gänzlich zusammensetzen konnte. Spannung schoss in seine Oberschenkel und er machte einen kräftigen Satz zurück. Blind wohin er sprang, konnte er sich auf die Bestie in seiner DNA verlassen. Sie katapultierte ihn zurück in die Halle, wo er Raum und Platz hatte.
“Rampage!“
Tyler bog die Knie leicht durch. Verteilte sein Gewicht standfest auf beide Beine. Hob die Arme vor den Oberkörper. Er nahm eine komplette Verteidigungshaltung ein, bevor sein rationaler Verstand überhaupt mitkam.
“Wie … ist dein Name?“
Ein Knurren hob an, dessen Tiefe den Kristalllüster über seinem Kopf leise klirren ließ. Tyler begriff gar nicht das er selbst diesen warnenden Laut ausstieß.
“Rampage!“
Was zur Hölle war das? Wieso spielte diese Szene immer und immer wieder in seinem Kopf ab? Er verstand sie doch nicht einmal!
“Wie … ist dein Name?“
Die gleiche Stimme. Es war … die gleiche Stimme!

Tylers Herz hämmerte, als würde über ihm der Vollmond aufziehen. Die Schmerzen die sein verletzter Arm kontinuierlich aussandte, drangen gar nicht bis in sein Bewusstsein.
Der Vampir war ihm in die Halle gefolgt. Seine Lippen bewegten sich, doch der Werwolf verstand nichts. Das Blut rauschte viel zu laut in seinen Ohren.
Hinter dem Mann erschienen Personen im Türrahmen. Fremde Gesichter. Blondes Haar. Er erkannte hellblondes Haar! Und noch immer schien der Vampir auf ihn einzureden. Aber was sagte er? War es wichtig? Felsenfest gefangen zwischen wölfischem Kampfinstinkt und dem verzweifelten Versuch das störrische Vieh an die Kette zu legen, fühlte Tyler sich als würde er bersten. Schlimmer als im Moment jeder Verwandlung.
Seine empfindlichen Sinne nahmen Gerüche auf, die ein wahres Feuerwerk der Gefühle in ihm zündeten. Und die ganze Zeit hörte er die Stimme des Vampirs in seinem Kopf, der fragte wie er hieß und gleichzeitig dieses Wort brüllte, das einfach keinen Sinn ergab.
„Rampage …“ Tylers flüstern war ein Knurren. Kaum zu verstehen. Dabei fixierte er das ungleiche Augenpaar. Senkte den Kopf wie das Raubtier das er war. Streckte den Hals ein Stück nach vorn, als würde er Maß für die Distanz zwischen ihnen nehmen.
Wie irrational sein eigenes Verhalten in Anbetracht der Tatsache war, das ihn wirklich niemand ernsthaft bedrohte, nahm der junge Werwolf überhaupt nicht wahr. Er war schlichtweg überfordert. Überfordert mit der Situation, mit seiner eigenen Natur und dem Sturm, der in seinem Herzen tobte. Mit dem Lärm, den nur er hören und der beklemmenden Furcht, die nur er fühlen konnte.

„Rampage“, schnappte er regelrecht. Dieses Mal um einiges deutlicher. „Was bedeutet das?“ Ohne es zu merken gab Tyler seine verteidigende Haltung auf. Wechselte in die Offensive, indem er einen bedrohlichen Schritt auf den Vampir zu machte. Und dann noch einen. „Warum rufst zu das immer und immer wieder?“ Ja, er war sich so unfassbar sicher. Die Stimme und der Schwarzhaarige mit diesen außergewöhnlichen Augen, sie gehörten zusammen.
„Sag es mir“, forderte er rau. „Bist du mein …“ Tyler ließ den Satz in der Luft hängen. Konnte ihn einfach nicht beenden. Zu hart schnürte sich seine Brust zusammen. Er war hierher gekommen um eine Spur zu finden. Keine verdammte Antwort! Er hatte geglaubt noch Zeit zu haben. Spielraum. War nicht darauf gefasst gewesen gegen eine unausweichliche Mauer zu rennen.

[Bild: tyler%20sigi.png]
Offline Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Antwort schreiben 


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste