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After 16 long, long years ...
Qhuinn & Tyler Blackwell
Verfasser Nachricht
   28.12.2022, 15:07 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.12.2022 17:32 von Tyler Blackwell.)
Beitrag #2
Zitat

Junior Member
**



RE: After 16 long, long years ...
Hose 1 + Hose 2 + Hoodie + Kompressionsbandage

Einstieg

Heilige Scheiße, was trieb er hier eigentlich? Seit fast einer geschlagenen Stunde tigerte Tyler jetzt schon vor dem riesigen, dunklen Anwesen auf und ab. Etwa einen Kilometer hinter ihm hatte sein PDA irgendwo rot angeschlagen. Er hockte also mitten im Gebiet der freiwilligen Blutspende. Und seine Laune wurde nicht besser. Im Gegenteil. Mit jeder Minute wurde er unruhiger. Nervöser. Verbissener. Ob er sich also in den eigenen Schwanz beißen wollte oder nicht, Kit behielt recht. Es war absolut keine bombastische Idee, nicht mal eine ganze Woche vor Vollmond hier aufzulaufen. War ja auch nicht so, als hätten die paar Tage den Kohl noch fett gemacht. Nach 16 Jahren. Aber nein, sein innerer pseudo Vampir wollte ja keine Ruhe geben. Seit die Hexe sein Unterbewusstsein angezapft hatte, gab der Dreckskerl vollgas. Richtig pennen, oder sich ernsthaft auf was anderes zu konzentrieren war kaum noch möglich. Ständig fragte er sich wie es sein konnte das er, ausgerechnet ER, ein Vampir hätte werden sollen. Und wie zur Hölle konnte er dann jetzt hier landen, als WERWOLF? Was war mit seinen Eltern? Wollten sie ihn nicht? Stimmte schon immer was nicht mit ihm? Lebten sie überhaupt noch? Wer und wie waren sie? Gab es überhaupt greifbare Antworten auf all diese Fragen?
Frustriert knurrte Tyler in den späten Abend. Blieb stehen, scharrte mit den Sohlen und ließ den Blick schweifen. Eine massive Mauer umgab das Anwesen, von dem von hier aus nur die obere Etage und das Dach er erkennen war. Licht brannte hinter einigen Fenstern. Die Bewohner waren also definitiv wach. Fuck. Damit brach ein sehr überzeugendes Argument weg, eben nicht auf diese beschissene Klingel am Gusseisernen Tor zu drücken.

Meine Fresse, bist du ne Pussy oder was? Jetzt reiß dich mal zusammen!
Wovor hatte er eigentlich Angst? Weniger als er bisher wusste, konnte wohl kaum dabei raus kommen. Oder fürchtete er sich eher vor dem Gegenteil. Denn wenn man mal ehrlich war, von seinen Eltern … Adoptiveltern einfach fallen gelassen zu werden, wo er sie am meisten gebraucht hätte, hatte den jungen Werwolf unfassbar verletzt. Und es bestand die durchaus reelle Chance, das seine leiblichen Eltern auch nichts von ihm wissen wollten. War das Ganze dann den Aufwand wert? Er hatte schließlich eine Familie. Ein Rudel. Und das nahm ihn so, wie er war. Sie akzeptierten die Bestie seiner Natur und den Mörder, der er geworden war. Das war wirklich nichts das er von zwei Personen fordern könnte die ihn gar nicht kannten. Das Problem war, genau das würde er tun. Sie teilten die gleiche DNA. Für das verlassene Kind in seinem Innern war das allein Grund genug Verständnis und Geborgenheit zu erwarten.
Gott, er war doch echt erbärmlich! Nachts in Sarahs Haus einzudringen und ihre Familie wie Schlachtvieh nieder zu metzeln, dafür war er hart genug gewesen. Aber vor seinem eigenen Ursprung schreckte er zurück?
Tylers linke Hand ballte sich so fest zur Faust, das seine Knöchel weiß wurden. Die gleiche Spannung auf der rechten Seite quittierten seine gerissenen Muskeln mit scharfem Schmerz, der selbst seine Großhirnrinde noch in Brand steckte. „Fuck!“

Sofort wurde er aus seinem Selbstmitleid raus gerissen und in heiße Wut geworfen. Dieser saublöde, verkackte Riesenköter! Scheiße. Tylers Oberarme hatten fast den doppelten Umfang als die des beschissenen Koreaners und trotzdem war er derjenige der die Kompressionsbandage von Schulter bis Ellenbogen tragen musste. Und warum? Weil er den Wichser schlichtweg unterschätzt hatte! Die Konsequenz? Er konnte nicht mal die morgendlichen Sportrunden richtig mitmachen. Vom Wrestling ganz zu schweigen. Selbst zocken ging nur bedingt, der Armhaltung wegen. Und seine Drums? Hah! Sehr witzig. Mit jedem Tag mutierte er also mehr zum echten Pulverfass, in dessen Kopf non-stop Chaos herrschte.
Mittlerweile war Tyler wieder am Tor angekommen, das ihm freien Blick auf die breite Auffahrt bot. Oh nein, das hier war wirklich keine gute Idee. Scheiß auf anständigen Schlaf. Wenn er hier jemandem richtig ans Bein pisste, würde er vielleicht nie erfahren wo er wirklich her kam. Das war es nicht wert.
Wieder schoss ihm dieses Geräusch unvermittelt durch den Kopf, das er mit einem Aufprall verband. Als wollte es ihn davon abhalten zu gehen. Tonnen Blech und Maschinerie, die gewaltsam auf Widerstand trafen. Metallisches Kreischen und Knirschen. Ty schüttelte den Kopf wie ein wilder Wolf. Vielleicht war es wirklich die Erinnerung an einen Unfall und seine Eltern starben dabei. Dann war ohnehin alles sinnlos. Blödsinn! Gewissheit ist nie sinnlos.

Trotzdem wendete Tyler sich bereits vom Tor ab, als plötzlich eine Stimme erklang, die ihn erschrocken inne halten ließ. „Guten Abend, junger Herr. Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Noch während er herum fuhr, erwartete der junge Werwolf bereits einen älteren Mann. Und er wurde nicht enttäuscht. Der Typ sah schon ein bisschen aus wie ein Faltenhund, wenn seine glänzenden, wachen Augen hinter dicken Brillengläsern diese Einschätzung nicht Lügen gestraft hätten. Den Klamotten nach wirkte der Mann wie eine Art Butler. Ein merkwürdig fremder Gedanke im ersten Moment, doch dann erinnerte Tyler sich selbst wieder daran das hier Vampire lebten. Wenn er sich so manche Kandidaten aus der Schule vor Augen rief, traute er denen durchaus zu sich noch den Arsch abwischen zu lassen. Trotzdem. Junger Herr?
Ihm musste seine Irritation ins Gesicht geschrieben sein, denn der Butler blinzelte kurz überrascht, ehe er sich fing und von einem Ohr zum anderen lächelnd, das Tor öffnete.
“Verzeihen Sie bitte. Mein Name ist Fritz. Ich bin der Butler des Hauses.“ Aha. Mysterium Nummer eins schon mal gelöst. Allerdings folgte eine derart tiefe Verbeugung das Ty schon glaubte der Kerl hätte was verloren. Gleich darauf fühlte er sich absolut unwohl in seiner eigenen Haut. Noch nie hatte sich jemand vor ihm verbeugt und er merkte sofort, er mochte das irgendwie gar nicht. „Kein Grund sich zu entschuldigen“, murmelte er also leise und verlagerte sich Gewicht unruhig auf das andere Bein.

Erwartungsvoll blickten ihm die leicht wässrigen Augen wieder entgegen. Aus irgendeinem Grund fielen Tyler dabei die tiefen Lachfältchen auf, die den Mann unfassbar sympathisch aussehen ließen. Als könnte man ihm einfach alles anvertrauen. Das gab dem jungen Werwolf komische Sicherheit und er beschloss den Sprung einfach zu wagen. Jetzt war es eh egal. „Ich bin auf der Suche nach zwei Vampiren der hier lebenden Art und wollte mal fragen ob einer der Bewohner bereit wäre mit mir zu sprechen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit mir bei der Suche zu helfen.“
Von jetzt auf gleich schien der Butler regelrecht zu strahlen. „Aber natürlich, junger Herr. Kommen Sie doch rein. Ich werde Ihre Anwesenheit unverzüglich melden.“ Und siehe da, der Frack trat zur Seite und verbeugte sich ein weiteres Mal. „Könnten Sie damit vielleicht aufhören?“, fragte Tyler peinlich berührt, was er natürlich krampfhaft versuchte zu verbergen. Er war niemand vor dem man sich verneigen musste. Wirklich nicht.
Allerdings folgte er der Aufforderung und betrat das Gelände. Seltsam, dieses Gefühl, das ihn dabei auf einmal überkam. Sein Unterbewusstsein erschauderte und sein Körper reagierte mit unerklärlicher Gänsehaut. Spürte ein Teil seiner alten DNA doch noch Ihresgleichen?

Hinter ihm wurde das Tor geräuschvoll wieder geschlossen und dann marschierte der Butler fröhlich – wirklich fröhlich! - an ihm vorbei und übernahm die Führung. Tyler indessen ließ den Blick schweifen. Ein großer Brunnen stand in der Mitte der Kies bedeckten Auffahrt. Das Anwesen dahinter wirkte monströs und dunkel. Wie man sich ein klischeehaftes Zuhause von Vampiren eben vorstellte. Das Gebäude musste schon echt alt sein. Gargoyles starrten von den Dachsimsen auf ihn herab. Kurz traf ihn der sehr lebendige Gedanke, das die Viecher jeden Moment los flattern könnten.
Na toll. Vielleicht sollte er doch mal weniger Horror-Spiele zocken. Stattdessen ne Runde 'My Little Pony' oder so. Brr.
„Hier muss ich Sie bitten doch nochmal einen kurzen Augenblick zu warten.“
Schon wieder! Als hätte ihm der Kerl eine gewatscht, schoss Tylers Blick zu dem kleinen Mann. Mehr mechanisch als bewusst nickte er. „Okay.“ Was sollte er auch sagen? Er konnte seinen Arsch da ja schlecht mit Gewalt rein schieben. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit des alleinseins, um Dex eine Nachricht zu schreiben. Am liebsten wäre sein Alpha ja ohnehin mitgekommen. Aber auch wenn Ty das ein sehr warmes Gefühl in der Brust beschert hatte, er musste das hier allein machen. Wie sollte das auch aussehen, wenn ihm sein Leitwolf hier die Stange hielt? Er war doch kein Kind mehr verdammt!

Irgendwo über ihm wurde ein Fenster geöffnet und das stetige Dröhnen eines dezenten Staubsaugers drang an Tylers empfindliche Ohren. Er legte den Kopf in den Nacken, konnte aber nichts entdecken. Stattdessen wurde die Haustür kurz darauf wieder geöffnet und zum zweiten Mal schnitt warmes, goldenes Licht wie eine Klinge durch den Abend. Fritz war wieder da.
„Bitte. Kommen Sie. Die Herrschaften erwarten Sie.“
Okay, jetzt zog sich Tylers Magen krampfhaft zusammen. Die Herrschaften? Wo war er hier gelandet? Und vor allem, wie vielen Vampiren stand er gleich gegenüber? Allein. Auf ihrem Grund und Boden. Oh Scheiße, vielleicht hätte er Dex doch mitkommen lassen sollen.
Wehe du kneifst jetzt!
Was wurde das hier? Entwickelte seine innere Stimme ne eigene Persönlichkeit? Unkontrolliert stieß der junge Werwolf ein Geräusch aus, das sich irgendwo zwischen knurren und seufzen in der Mitte traf.
„Ich versichere Euch“, fing Fritz da plötzlich einfühlsam, aber ernst an. „Es ist alles in Ordnung, junger Herr. Ihr seid hier sicher.“
Tyler starrte den alten Mann an. Er wusste, er müsste diese Worte unheimlich finden. Sie sollten ihn wachsam, zögerlich werden lassen. Aber das Gegenteil war der Fall. Da lag so viel Warmherzigkeit und vor allem Aufrichtigkeit in der leicht bleiernen Stimme, in diesen ehrlichen Augen, das Tyler sich entspannte. Er lächelte sogar ein bisschen. Dann trat er ein.

Erstmal landete er in einer Art Vorraum. Eine zweite Tür direkt vor der Nase, die ihm ebenfalls geöffnet wurde. Und dahinter … Ty blieb wie vom Donner gerührt stehen. Mit einem Schlag stürzten so viele Farben, Eindrücke und Gerüche auf ihn ein. Komplette Reizüberflutung!
Die Halle in der er stand war atemberaubend schön und groß. Jadefarbene Säulen stützten eine mindestens 8 Meter hohe Decke, unter der sich ein Gemälde wölbte, das für gewöhnlich in Palästen aus der Renaissance zu finden war. Bunt und lebendig zeigte es eine brutale Schlacht, während darunter, in gegensätzlicher Harmonie, ein Apfelbaummosaik den polierten Boden zierte. Die Äste standen in voller Blüte und erst als Tylers Schuhspitzen den ersten Ausläufer erreichten, blieb er stehen. Traute sich nicht weiter zu gehen und auf diese wahnsinnig detaillierte Handwerksarbeit drauf zu treten.
Wann war er überhaupt weiter gelaufen?
Langsam hob er den Blick. Sah die herrschaftliche Freitreppe hinauf, deren Stufen natürlich mit tiefrotem Teppich bespannt waren. Heilige Scheiße, es war wirklich egal wohin er sah. Überall herrschte überwältigender, altertümlicher Prunk. Alles glänzte und reflektierte. NIEMALS hätte er sowas hinter diesen düsteren Mauern erwartet.
Tylers PDA vibrierte. Er zog es aus der Hosentasche. Dex. Fragte ob er Unterstützung bräuchte. Kurz überlegte der Werwolf tatsächlich, doch er war einfach zu stur und zu stolz. Das waren seine Eltern. Seine leibliche Familie. Er wollte das allein schaffen. Wenigstens dieses Gespräch hier.

„Junger Herr?“
Wieder reagierte Ty wie mechanisch und registrierte zum ersten Mal das sich irgendwas verändert hatte. Er brauchte einen Moment bis ihm aufging was es war. Die Geräusche. Sie waren verstummt. Bis vor ein paar Augenblicken hatte er Stimmen und das Klappern von Besteckt gehört. Der Anblick der Halle hatte ihn das völlig ausblenden lassen, wo er sonst eigentlich immer auf der Hut war. Werwolfskrankheit. Jetzt nahm er das Fehlen dieser Geräusche umso intensiver wahr.
„Fritz informierte mich gerade, das wir einen unerwarteten Gast haben. Ich habe ihm gestattet ihn einzulassen.“ Oha, die Stimme war verflucht tief und herrisch. „Wir werden dich brauchen, V.“
Damit gings wohl los. Tyler sah den warmen, auffordernden Blick des Butlers, atmete noch ein letztes Mal durch und marschierte dann mit gestrafften Schultern über das Mosaik. Er war ein Werwolf. Ein Direwolf. Der Siegelring an seinem Finger und die Gürtelschnalle schrien es in die Welt hinaus. Er mochte von diesen Vampiren etwas wollen, aber er vertrat hier auch sein Rudel. Er durfte jetzt nur nicht die Kontrolle verlieren und Ärger vom Zaun brechen.

Im Türrahmen eines großen Esszimmers blieb er schließlich stehen und kassierte gleich den nächsten visuellen Kinnhaken. Da saßen keine blassen Hungerhaken aus dem gefühlt 16. Jahrhundert am Tisch, in deren Gesellschaft er mit seiner Emo Punk Schiene wie eine Handgranate detonierte. Nein, ihn starrte eine bunte Mischung an, die sich nicht mal Stephen King hätte ausdenken können. Von legerem Casual, über maßgeschneiderte Anzüge, hübschen Kleidern und tiefschwarzem Leder war ALLES dabei. Und die Kerle sahen aus, als wären sie gerade frisch aus dem Anabolika-Katalog gehüpft. Irgendwie zumindest. Scheiß die Wand an! Da war kein Gramm Fett an diesen Kampfmaschinen. Und die passive Aggressivität gepaart mit Irritation und gehörigem Misstrauen waren praktisch die Würze auf dem Braten. Direkt vor ihm hockten etwa 1000 Kilo geballte Mordlust zwischen Tafeldeckchen, Kristallgläsern und Suppenlöffeln. Silber, versteht sich! Allein bei dem Geruch der Legierung zog sich seine Haut im Nacken spürbar zusammen, als wollte sich ihm instinktiv das Fell aufstellen.
Tyler kramte in seinen Gehirnwindungen nach einer passenden Begrüßung.
„Fuck!“
Ja, das war sie definitiv NICHT!

[Bild: tyler%20sigi.png]
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RE: After 16 long, long years ... - Tyler Blackwell - 28.12.2022 15:07

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